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Soldaten der venezolanischen Nationalgarde am Grenzübergang Pacaraima, 80 Kilometer südlich von Kumarakapai.

Foto: REUTERS/Ricardo Moraes

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Ein Rettungsfahrzeug in Pacaraima auf der brasilianischen Seite der Grenze.

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Tränengaseinsatz in Santa Elena de Uairén, 16 Kilometer von der Grenze.

Foto: REUTERS/IVAN DE JESUS YANEZ

San Cristobal – Die venezolanische Armee hat in der Nähe der Grenze zu Brasilien das Feuer eröffnet, als mehrere Personen versuchten, einen Militärkonvoi aufzuhalten. Die Einwohner der Ortschaft Kumarakapai hatten eine Blockade errichtet, um zu verhindern, dass der Grenzübergang, wie von Venezuelas Präsident Nicolás Maduro angeordnet, gesperrt wird.

Die "Washington Post" meldet unter Berufung auf Augenzeugen, dass zwölf Personen verletzt wurden, vier davon schwer. Die 42-jährige Empanada-Verkäuferin Zorayda Rodriguez sei in ihrem Haus von einem verirrten Geschoß getötet worden. Später erlag ein weiterer Dorfbewohner seinen Verletzungen.

Nur drei Verletzte seien ins Krankenhaus von Santa Elena de Uairén (in Bolívar) gebracht worden, da es weder Benzin noch Krankenwagen gebe, um die anderen Verletzten zu transportieren, sagte der Abgeordnete Américo De Grazia von der kommunistischen Partei "La Causa Radical" dem Onlinekanal VIVOplay.

Hier versuchten die Dorfbewohner die Straße zur Grenze zu blockieren.

Soldaten entführt

Etwa 30 Dorfbewohner seien nach den Schüssen auf die Straße gegangen, um zu protestieren, und hätten drei Militärs in ihre Gewalt gebracht, sagten Vertreter der indigenen Gemeinschaft der Pemón.

Laut Journalisten an der Grenze handelt es sich bei den Entführten um General José Miguel Montoya Rodríguez von der venezolanischen Nationalgarde und seine zweiköpfige Eskorte.

Später kam es in Santa Elena de Uairén, weiter südlich auf der Transitstraße nach Bolivien, zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Demonstranten zündeten ein Wartehäuschen am Flughafen an, die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein.

Krisengipfel in Brasilien

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro berief wegen der geplanten Hilfe für Venezuelas Bevölkerung noch für Freitagnachmittag mehrere Minister und Staatssekretäre zu einer Krisensitzung ein. Angesichts der angespannten Lage an der Grenze zwischen Brasilien und Venezuela wollten sich die Kabinettsmitglieder über Strategien und mögliche Situationen verständigen.

Die Luftwaffe des Landes flog am Freitagvormittag knapp 23 Tonnen Milchpulver sowie 500 Päckchen mit nicht näher benannten Erste-Hilfe-Gütern in die in die Hauptstadt von Roraima, Boa Vista, wie die Behörden mitteilten. Brasilianische Medien berichteten zudem, am Donnerstag hätten Lastwagen unter anderem Reis und Zucker dorthin gebracht.

Trumps Sondergesandter in Kolumbien

US-Präsident Donald Trumps Sondergesandter für Venezuela, Elliott Abrams, ist am Freitag an Bord eines humanitären Hilfsflugs in Richtung des kolumbianischen Grenzorts Cúcuta abgeflogen. Die Frachtmaschine der US-Entwicklungshilfebehörde USAID hob am Morgen (Ortszeit) vom Flughafen Homestead im US-Bundesstaat Florida ab und sollte einige Stunden später in der an der venezolanischen Grenze gelegenen Stadt eintreffen.

Abrams wollte sich in Cúcuta mit dem kolumbianischen Präsidenten Iván Duque und den Staatschefs von Chile und Paraguay, Sebastián Piñera und Mario Abdo, treffen. An Bord der US-Frachtmaschine befanden sich nach Adams' Angaben medizinische Hilfsgüter sowie Nahrungsmittel. Der US-Gesandte appellierte an das venezolanische Militär, diese "verzweifelt benötigten" Hilfen nicht zu blockieren. Der Flug, mit dem Abrams reiste, war die bereits fünfte USAID-Lieferung nach Cúcuta.

Kolumbiens Präsident Iván Duque rief Venezuelas Militär auf, die Lieferungen über die Grenze zu lassen. "Soldaten, stellt euch auf die richtige Seite der Geschichte", sagte der konservative Staatschef am Freitag in der Grenzstadt Cúcuta. Die Hilfsgüter nicht passieren zu lassen, sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

USA warnen Venezuelas Militär vor Gewaltanwendung

Das Weiße Haus hat das venezolanische Militär vor weiterer Gewaltanwendung gewarnt. Zudem wurde der Tod zweier Angehöriger eines indigenen Stamms bei einem Militäreinsatz in der am Freitagabend verbreiteten Erklärung des Weißen Hauses auf das Schärfste verurteilt.

Der Staatschef und seine Anhänger wurde darauf hingewiesen, dass jeder Verstoß gegen Menschenrechte "nicht ungestraft" bleiben werde. Das Militär wurde an seine verfassungsmäßige Aufgabe erinnert, das Volk zu beschützen, und humanitäre Hilfe ungehindert ins Land zu lassen. "Die Welt sieht zu", schloss die Erklärung des Weißen Hauses.

Uno: 2,7 Millionen Venezolaner haben Land verlassen

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen haben seit 2015 insgesamt rund 2,7 Millionen Menschen Venezuela verlassen. Im Schnitt seien im vergangenen Jahr täglich 5.000 Menschen angesichts der wirtschaftlichen und politischen Krise aus dem südamerikanischen Land geflohen, teilten das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Freitag in Genf mit.

Die meisten von ihnen flohen in Nachbarländer wie Kolumbien und Peru. Angesichts der mittlerweile verschärften politischen Krise in Venezuela zeigten die Zahlen, wie dringend weiter Unterstützung auch der internationalen Gemeinschaft gebraucht werde, erklärte der Sondergesandte des UNHCR und der IOM für Venezuela, Eduardo Stein.

Rund 700.000 Venezolaner hatten das Land den Angaben zufolge bereits vor 2015 verlassen. Die Uno schätzt die Zahl der Flüchtlinge aus Venezuela bis Ende des Jahres auf insgesamt 5,3 Millionen. In Venezuela tobt ein Machtkampf zwischen dem selbsternannten Übergangspräsidenten Juan Guaidó und dem umstrittenen Staatschef Nicolás Maduro. (bed, APA, AFP, 22.2.2019)