Donald Trump sagt es immer wieder: Die USA sollen nicht weiter Weltpolizei spielen, diese Zeiten seien vorbei. Und so kann es dem US-Präsidenten gar nicht schnell genug damit gehen, sein Militär aus Syrien abzuziehen. Dass letztlich doch ein paar Hundert Soldaten im Land verbleiben, hat eher mit realpolitischen Notwendigkeiten zu tun als mit plötzlicher präsidialer Weitsicht. Auch in Bezug auf Afghanistan stehen die Zeichen auf Abschied, das Land soll offenbar sich selbst überlassen werden.

Anders denkt Trump über die US-Militärpräsenz auf der Koreanischen Halbinsel. Einen Abzug aus dem Süden als Teil eines Deals mit Nordkorea schließt der US-Präsident aus. "Das ist nicht etwas, das auf dem Tisch liegt", sagte Trump wenige Tage vor seinem zweiten Gipfeltreffen mit Diktator Kim Jong-un Mitte dieser Woche. Die 28.500 Soldaten bleiben, auf dass die Lage auf der Koreanischen Halbinsel niemals eskalieren möge. Also doch Weltpolizei?

Und Venezuela? Da hat Washington schon vor Wochen sehr deutlich gemacht, wo man steht: auf der Seite des selbsternannten Präsidenten Juan Guaidó und der Opposition gegen den Sozialisten Nicolás Maduro. Das führte sehr rasch dazu, dass zahlreiche Staaten – auch viele EU-Partner, auch Österreich – diesem Beispiel folgten.

Wenn sich nun US-Vizepräsident Mike Pence demonstrativ mit Guaidó trifft und Trump seinen Außenminister Mike Pompeo twittern lässt, es sei die "Zeit zum Handeln" gekommen, um dem "verzweifelten venezolanischen Volk" zu helfen, dann ist klar: Seine Parole vom Rückzug der USA als Weltpolizei lässt Trump nur dort gelten, wo er nichts oder nur wenig zu gewinnen hat. Und er ignoriert sie geflissentlich dort, wo sie seinen kurzfristigen Interessen zuwiderlaufen würde. Wer mutmaßt, dass Washington dabei die gewaltigen venezolanischen Ölreserven im Blick haben könnte, liegt vermutlich nicht ganz daneben. (Gianluca Wallisch, 24.2.2019)