Berlin – Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg weist auf die große Gefahr von Cyberattacken als Teil künftiger militärischer Konflikte hin. "Bedroht sind zum Beispiel die kritische Infrastruktur, die Energieversorgung, der Finanzsektor, Krankenhäuser und demokratische Institutionen", sagte er den Zeitungen der deutschen Funke Mediengruppe vom Montag.

"Wir haben bereits viele Angriffe erlebt", ergänzte er. Die Nato habe daher beschlossen, dass auch Cyberattacken den Bündnisfall auslösen können. "Sie können so viel Schaden anrichten und Menschenleben kosten wie andere Angriffe." Es werde künftig "keinen vorstellbaren Konflikt" ohne Cyberdimension geben.

Beistandsverpflichtung

Der Bündnisfall kann ausgerufen werden, sollte einer oder mehrere der 29 Nato-Mitgliedstaaten von einem Gegner angegriffen werden. In der Folge müssten dann die anderen Alliierten Beistand leisten.

Deutschland hatte erst vor gut einer Woche bekannt gegeben, der Nato künftig Cyberkrieg-Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen. Hintergrund sind Bündnispläne, bei Nato-Einsätzen künftig auch Cyberwaffen einzusetzen. Dazu waren bereits 2017 Leitlinien für militärische Cyberangriffe vereinbart worden. Mit gezielten Cyberattacken lassen sich beispielsweise Propagandaseiten des Gegners im Internet lahmlegen. Möglich wäre es aber auch, ganze Computer- oder Mobilfunknetze auszuschalten, um die Kommunikation oder die Stromversorgung von Militäranlagen oder Unternehmen zu stören.

Kampf gegen IS

Als Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von Cyberwaffen nennt die Nato den von den USA angeführten Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). In ihm wurden in der Vergangenheit regelmäßig Kommunikations- und Computernetzwerke von IS-Kämpfern ausgeschaltet.

Eigene Fähigkeiten für Attacken entwickelt die Nato vorerst nicht. Sie werden freiwillig von Mitgliedstaaten bereitgestellt werden. Neben den USA tun dies bisher Großbritannien, die Niederlande, Estland und Dänemark. (APA, 25.2.2019)