Präsentation des Campus der Religionen mit dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ): Der Spatenstich soll 2020 erfolgen.

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Wien – Am Dienstag wurde im Wiener Rathaus ein nicht unbedingt alltägliches Bild geboten: Hohe Vertreter aller großen (und auch kleiner) Religionsgemeinschaften fanden sich im Wiener Rathaus ein, um Fortschritte bei einem gemeinsamen Projekts zu präsentieren. Gastgeber war der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), Anlass der "Campus der Religionen", der im Stadtentwicklungsgebiet Seestadt entstehen soll.

Auf einer 10.000 Quadratmeter großen Fläche soll ein interreligiöses Zentrum errichtet werden. Bereits 2015 wurde das Areal geweiht. Jede der beteiligten Religionsgemeinschaften – mit an Bord sind die römisch-katholische Kirche, die evangelische Kirche, die griechisch-orientalische Kirche, die Israelitische Kultusgemeinde, die islamische Glaubensgemeinschaft, die buddhistische Religionsgemeinschaft, die neuapostolische Kirche und die Sikh-Religionsgemeinschaft –soll ein eigenes Gebäude bekommen.

Individuelle Gebäude

Dieses werde individuell gestaltet, es gebe dazu keine architektonischen Vorgaben seitens der Stadt, sagte Ludwig zum STANDARD. Fest stehe aber, dass das "Gemeinsame" auch durch die Bauweisen vermittelt werden soll. Die Stadt spendet dafür das Grundstück, die Kosten für die einzelnen Objekte sollen die Gemeinschaften selbst tragen. Ludwig stellte aber in Aussicht, kleinere Gemeinschaften finanziell zu unterstützen – nicht aus dem Budget der Stadt, aber etwa durch eine koordinierte Sammelaktion.

Manche Religionsgemeinschaften wollen vor Ort seelsorgerische Arbeit anbieten, andere als Anlaufstelle für Mitglieder dienen. Der Campus soll jedenfalls dezidiert auch der Zivilgesellschaft offenstehen.

Übersiedelung der KPH

Der Spatenstich ist für 2020 geplant, 2022 soll der Campus fertiggestellt sein. Zwar noch keinen konkreten Termin, aber ein Vorhaben gibt es, was die Katholische Pädagogische Hochschule (KPH) mit derzeitigem Standort Strebersdorf betrifft: Diese soll als bereits jetzt interreligiös kooperierende Hochschule in die Seestadt übersiedeln und als Begegnungsort auf dem Campus dienen. Für dieses Bauwerk soll ein Architekturwettbewerb ausgerichtet werden.

Auf und durch den Campus solle der Austausch zwischen den Religionen gefördert werden, sagte Ludwig. "Ein Dialog verhindert schließlich auch, dass radikale Elemente Platz greifen."

Dialog fördern

Der Wiener Bürgermeister ging auch auf die antisemitischen Vandalenakte ein, die auf dem künftigen Baugrund stattfanden. Die Religionsgemeinschaften haben dort Fahnen gehisst. Die Fahne der Israelitischen Kultusgemeinde wurde einmal mit einem Hakenkreuz beschmiert, ein anderes Mal heruntergerissen und der Mast beschädigt. "Ein Angriff auf eine Religionsgemeinschaft ist ein Angriff auf alle Religionsgemeinschaften", sagte Ludwig.

Kardinal Christoph Schönborn, der das Projekt gemeinsam mit Ludwig präsentierte, betonte, dieses sei besonders "wichtig in einer Zeit, in der vornehmlich die Gegensätze der Religionen akzentuiert werden". Der Campus solle als "offenes Feld" dienen. (Vanessa Gaigg, 26.2.2019)