Es gibt Trends, die plätschern erst so vor sich hin, bevor sie zu einer breiten Bewegung werden. Der Fischerhut ist so ein Fall. In der Mode ist er schon seit einiger Zeit unter seiner englischen Bezeichnung "Bucket Hat" präsent. Kaum eine Kollektion eines Streetwear-Labels, der in den letzten Saisonen nicht ein solches Exemplar aufgesetzt wurde. An die irischen Bauern und Fischer, die ihn um 1900 als Erste trugen, wird dabei kaum jemand gedacht haben. Erst seit seiner popkulturellen Aufwertung gilt der "Bucket Hat" als lässig und frisch.

Kein Wunder, dass nun auch die Luxusmodeindustrie nicht auf sie verzichten mag: Dior-Designerin Maria Grazia Chiuri krönte jeden einzelnen ihrer 89 Looks für die Frauen mit einem Fischerhut. Die Italienerin scheint ein Faible für Kopfbedeckungen zu haben. 2016 hatte sie bei Dior das Comeback der Baskenmütze befeuert. Seit dieses Modell selbst von ihrer treuesten Trägerin, der Autorin Stefanie Sargnagel, abgelegt worden ist, musste eine geeignete Nachfolge gefunden werden. Man entschied sich für den Bucket Hat, eine Kopfbedeckung, die in der Vergangenheit vor allem von Männern (Ausnahme Rihanna natürlich!) ausgeführt wurde.

Erst konnten die Streetwear-Label nicht auf den Bucket Hat verzichten ...
Foto: Monki
... dann kamen die Luxusunternehmen: Dior setzt den Models im kommenden Herbst statt Baskenmützen Fischerhüte auf.
Foto: FRANCOIS GUILLOT / AFP
Die Versace-Hüte gibt es bereits in diesem Frühjahr.
Foto: AFP PHOTO / MIGUEL MEDINA

In den 1990er-Jahren waren es Britpopper wie Richard Ashcroft von The Verve oder Liam Gallagher von Oasis, die sich unter der Fischerhut-Krempe versteckten. 2001 tat es Dudley Heinsbergen in "The Royal Tenenbaums".

Nicht ohne meine Kopfbedeckung: die Gallagher-Brüder.

Mit von der Partie: Eminem und selbstverständlich Run DMC. Die Begeisterung ist nachvollziehbar. Die Kopfbedeckung, die aussieht wie ein umgestülpter Blumentopf, hat mehrere Vorteile. Erstens: Sie kann so tief ins Gesicht gezogen werden, dass sich Augenringe unter ihr verstecken lassen. Und zweitens macht sie sogenannte Bad Hair Days vergessen.

Auch der Fendi-Mann setzt auf Bucket Hats.
Foto: Fendi

Wen es jetzt nicht in den Fingern juckt, einen alten Fischerhut aus dem Kasten zu kramen: So viel potenziellen Nachschub wie in diesem Frühjahr wird es so schnell nicht mehr geben. (Anne Feldkamp, 28.2.2019)