Schulterschluss der Kirchenopposition: Kampf gegen klerikalen Stand
Vier römisch-katholische Reformgruppen rechnen mit dem Priesterstand und der Kirchenführung ab
Peter Mayr, Markus Rohrhofer
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Wien – Die Enttäuschung nach dem Missbrauchsgipfel im Vatikan ist groß, noch größer ist aber der Ärger über die Kirchenführung. Am Mittwoch haben Vertreterinnen und Vertreter von vier katholischen Reformgruppen bei einem gemeinsamen Treffen mit dem Klerus abgerechnet.
"Wir müssen uns gegen diesen klerikalen Stand wenden", sagte Martha Heizer, Vorsitzende der Plattform "Wir sind Kirche". Sie fordert eine Reform der Priesterweihe. Die "ungerechtfertigte Überhöhung" der Priester führe zu Arroganz, Hybris und Machtmissbrauch. Heizer: "Die Legitimierung und das Monopol der jetzigen Amtsträger, die Kirche zu leiten, wird und wurde durch die Verbrechen zahlloser Amtsträger ad absurdum geführt." Anstelle dessen sollten sich alle Gläubigen – Heizer sprach von "Kirchenbürgerinnen und -bürgern" – in demokratischer Weise an der Kirchenleitung beteiligen.
Für Helmut Schüller von der Pfarrerinitiative war der päpstliche Missbrauchsgipfel, wenn überhaupt, nur ein "Auftakt". Die Führungspersönlichkeiten, die daran teilgenommen hätten, seien nicht Teil der Lösung, sondern vielmehr Teil des Problems: "Am Ausgang hätte ein Packen Rücktrittsformulare liegen müssen."
Die zahlreichen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche seien auch als Folge der eigenen strikten Sexualmoral zu sehen, führte Herbert Bartl von "Priester ohne Amt" an. Die Kirche lerne nicht dazu: "Es sind immer die gleichen Worthülsen der Betroffenheit", klagte er – gefolgt von dem "Versprechen der Aufklärung". Wie Heizer tritt Bartl für die Abschaffung des Klerus ein. Wolle jemand ohne Partner leben, stehe ihm das frei. Verheiratete Priester seien sicher nicht "die schlechteren Christen".
Die sind offenbar woanders zu finden: "Man darf sich nicht wundern, dass es eine Anreicherung von Persönlichkeiten gibt, die besonders anfällig sind für solche Machtmissbrauchsfälle", erklärte Ewald Benes von der Laieninitiative. Auch für ihn gehören die Bedingungen für die Zulassung zum Stand der Geistlichen überdacht, vor allem brauche es eine Öffnung: "Frauen werden gleich ausgeschlossen – ohne sachlichen Grund."
Alle vier Reformer fordern eine Gewaltenteilung innerhalb der Kirche, ein grundsätzliches "Recht auf Kontrolle der Mächtigen" und eine echte Beteiligung an Entscheidungen. Wie realistisch das alles ist? Schüller: "Wenn die Kirche in den nächsten vier, fünf Jahren nicht den Turnaround schafft, dann ist es over." (Peter Mayr, Markus Rohrhofer, 27.2.2019)
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