Macht Filme über politische Frauen: Margarethe von Trotta.

Foto: Börres Weiffenbach

Einer Frau, die sich trotz vieler Anfeindungen nicht von ihren Überzeugungen abbringen ließ, widmete sie einen ihrer jüngsten Filmerfolge. Margarethe von Trottas Hannah Arendt erzählt, wie die Intellektuelle mit ihrer Einschätzung des Eichmann-Prozesses 1961 in Israel – das berühmte Diktum von der "Banalität des Bösen" wurde von ihr geprägt – gegen eine Welle aus moralischer Empörung ankämpft. Barbara Sukowa verleiht der Figur hinter aller Bestimmtheit eine Ahnung von Unsicherheit. Sie merkt, dass ihr Urteil der Zeit voraus ist.

Fast 30 Jahre früher, 1981, hatte von Trotta mit Die bleierne Zeit, ihrem Schwesterndrama, das sich zugleich als Porträt einer Ära versteht, als erste Regisseurin den Goldenen Löwen von Venedig gewonnen. Sukowa war schon damals dabei als die an Gudrun Ensslin angelehnte Marianne, die zur linksradikalen Terroristin wird.

alleskino

Bereits in diesem Film zeigt sich die Fähigkeit Margarethe von Trottas, das Politische im Familiären, in engen Beziehungen zu spiegeln, ohne dass es dadurch vereinfacht oder zu durchschaubar wird. Durch Juliane (Jutta Lampe), die ihre militante Schwester regelmäßig im Gefängnis besucht, vermittelt sich auch eine alternative Emanzipationsgeschichte. Als feministische Journalistin geht sie ähnlich überzeugt, aber in den Mitteln gemäßigter gegen die Verstocktheiten im Nachkriegsdeutschland vor.

Beide Filme sind nun auch bei den Frauenfilmtagen im Stadtkino im Künstlerhaus zu sehen, wo von Trotta mit einer kleinen Werkschau gewürdigt wird. Am Sonntag wird es nach Die bleierne Zeit (12 Uhr) die Gelegenheit zu einem Publikumsgespräch mit der Regisseurin geben. Darüber hinaus bietet das Festival auch sehenswerte Österreich-Premieren wie etwa Madeline's Madeline, einen Film der US-Regisseurin Josephine Decker. Die furiose Newcomerin Helena Howard verkörpert eine angehende Schauspielerin. Decker entführt den Zuschauer in den Kopf der Figur, mit dem Effekt, dass Rolle und richtiges Leben zunehmend ineinander verschwimmen.

oscopelabs

Twin Flower (Fiore gemello) von der Italienerin Laura Luchetti und Rana Eids Panoptic beschäftigen sich dagegen mit rezenten Kriegs- und Flüchtlingsszenarien. Erster als Roadmovie, das zwei Jugendliche begleitet, während Eids Doku-Essay durch ein vom Krieg verheertes Beirut driftet und von der Tonebene aus vielfältige Perspektiven auf das Land eröffnet. (Dominik Kamalzadeh, 1.3.2019)