Wolfgang Katzian lässt von Experten prüfen, ob man gegen die Karfreitagsregelung vorgehen kann.

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Wien – Von den zusätzlichen Investitionen der Regierung in den Sicherheitsapparat profitiert indirekt auch die Gewerkschaft. Im Vorjahr legte die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder um fast 5.800 auf 1,21 Millionen zu – das kräftigste Plus seit 1984, wie ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian bekanntgab.

Der Großteil des Zuwachses (fast 3.900) entfällt dabei auf die Gewerkschaft öffentlicher Dienst – und dort man beim Anwerben neuer Mitglieder vor allem in zwei Bereichen erfolgreich: bei Polizisten und Lehrern und Lehrerinnen. Zweitere Gruppe dürfte auch dafür sorgen, dass Neo-Mitglieder zu zwei Dritteln weiblich sind. Insgesamt gab es sogar rund 20.000 Neueintritte, 14.000 Mitglieder sind aber verstorben oder ausgetreten.

"Machen dann einen Wirbel, wenn es notwendig ist"

Für Katzian ist das dritte Plus in Folge auch ein Beweis dafür, dass die Arbeit der Gewerkschaft von den Arbeitnehmern anerkannt wird. Als Auftrag, die zuletzt mitunter kämpferischen Auftritte das ÖGB noch zu intensivieren, sieht Katzian das Plus aber nicht. "Unser Ziel ist es nicht, Wirbel zu machen, um mehr Mitglieder zu bekommen. Wir machen dann einen Wirbel, wenn es notwendig ist."

Nach der Abschaffung des Karfreitags als Feiertag prüft die Gewerkschaft weiter rechtliche Schritte. Zur Erklärung: Die Neuregelung greift in Kollektivverträge ein, die eigentlich Sache der Sozialpartner sind. Kommende Woche wird dazu ein Gutachten in Auftrag gegeben. Wenn dieses Chancen für eine Klage sieht, werde man diese auch einbringen, versprach Katzian.

Kreative Lösungen möglich

Sollte man rechtlich keine Chance haben, werde man zu kreativeren Lösungen greifen. Möglichkeiten dazu bietet der neue "persönliche Feiertag", den die Arbeitnehmer statt des Karfreitags an jedem beliebigen Tag im Jahr nehmen können. Konsumieren alle oder zumindest viele Mitarbeiter den gleichen Tag, könnte das die Arbeitgeber in Bedrängnis bringen.

So richtig überzeugt von der Macht der Arbeitnehmer scheint aber auch Katzian nicht zu sein. Die Freiwilligkeit bei diesem "persönlichen Feiertag" sei nämlich angesichts der Abhängigkeit der Mitarbeiter vom Unternehmer eine sehr relative. Katzian: "Sie ist ein Fake." (Günther Oswald, 1.3.2019)