Symbolfoto von Blutbeuteln, die für gewöhnlich als Blutkonserven in der Medizin Anwendung finden.

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Seefeld – Die Veröffentlichung des kurzen Videos, das den ÖSV-Langläufer Max Hauke zeigt, wie er in flagranti von der Polizei bei einer Bluttransfusion erwischt wird, hat Konsequenzen. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck ermittelt nun in der Causa wegen des Verdachts der Verletzung des Amtsgeheimnisses. Den Polizisten, der das Video erstellt und weitergegeben hat, erwartet neben einem strafrechtlichen Verfahren auch ein Disziplinarverfahren.

Laut Bundeskriminalamt wurde der Verantwortliche, der das Video in einen Messaging-Dienst eingespielt hatte, noch in der Nacht ausgeforscht. Er sei mit sofortiger Wirkung vom Einsatz abgezogen worden. Ob es sich um einen Mitarbeiter des Bundeskriminalamts oder der lokalen Polizei handelt, sei noch unklar. Näheres wollte man dazu vorerst nicht bekanntgeben. Man betonte aber, dass "sehr rasch" gehandelt wurde. Das Video kursierte ab Freitagabend in mehreren Medien, wurde teilweise wieder entfernt und ist teils auch noch online.

Nystad "fühlt sich voll betrogen und verarscht"

Seinen Abgang wegen der Dopingvorfälle kündigte indes ÖSV-Langlaufkoordinator Trond Nystad nach den Titelkämpfen in Seefeld an. "Man fühlt sich voll betrogen und verarscht. Für mich ist das eine abgeschlossene Zeit in meinem Leben. Etwas Schlimmeres kann man im Sport nicht erleben", sagte der in Ramsau lebende Nystad, der sich für eine Weiterbeschäftigung beim ÖSV "überhaupt nicht mehr motivieren" kann.

Neben Nystad wird nach dieser Saison auch Markus Gandler, Sportlicher Leiter für Langlauf und Biathlon im ÖSV, nicht mehr für den Verband tätig sein. ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel hatte nach Ausbrechen des neuerlichen Dopingskandals grundlegende Neuerungen in der Langlaufsparte angekündigt, die eigenen Funktionäre aber von einer Mitbeteiligung freigesprochen.

Hauke und Baldauf vorläufig suspendiert

Hauke und sein ÖSV-Teamkollege Dominik Baldauf waren am Mittwoch wie die beiden Esten Karel Tammjärv und Andreas Veerpalu sowie der Kasache Alexei Poltoranin in Seefeld bei einer Polizeirazzia unter Blutdopingverdacht festgenommen und am Donnerstag nach Geständnissen wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Die fünf Langläufer wurden am Freitag vom internationalen Skiverband Fis sowie von den nationalen Antidopingagenturen (Nada) vorläufig suspendiert. Zudem droht ihnen eine Anklage wegen Sportbetrugs.

Der in Erfurt festgenommene deutsche Mediziner Mark S., der in der Dopingcausa als Haupttäter gilt und früher als Teamarzt auch für das Wohl des gedopten Radprofis Bernhard Kohl zuständig war, bleibt weiter in Untersuchungshaft. Er kooperiert nach Aussage seines Anwalts mit den Ermittlungsbehörden der Staatsanwaltschaft München.

Dopingnetzwerk mit Knoten in Erfurt

In Erfurt seien bei Hausdurchsuchungen etliche Blutbeutel sichergestellt worden. Während die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" von 40 an der Zahl schrieb, sollen es nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" mindestens einige Dutzend gewesen sein, die mit Tarnnamen versehen sein sollen. Die Ermittler gehen von einem internationalen Dopingnetzwerk aus. Die Besitzer der Beutel könnten rasch identifiziert werden, da der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) und der Nada zehntausende individuelle Blutprofile vorliegen.

Deutsche Dopingexperten sind indes nicht überrascht, dass die Spur gerade nach Erfurt führt. "Der Standort Erfurt ist mir in all den Jahren immer wieder im Zusammenhang mit Doping begegnet – in der DDR und auch danach", sagte der bekannte Dopingjäger Werner Franke in einem Interview der "Welt". Über Thürigens Landeshauptstadt sagte der Molekularbiologe: "Man kann da schon von einem der Knotenpunkte des Sportbetrugs in Deutschland sprechen." (red, APA, 1.3.2019)