Die Forschung an Mischwesen mit menschlichen und tierischen Bestandteilen (hier ein Schweineembryo mit menschlichen Gewebeanteilen) soll in Japan künftig weniger strengen gesetzlichen Auflagen unterliegen.

Foto: Salk Institute

Tokio – Forschern ist es künftig gesetzlich erlaubt Hybridwesen aus menschlichem und tierischem Genmaterial zu erschaffen und diese am Leben zu lassen. Das Wissenschaftsministerium in Tokio hob mehrere Einschränkungen für das Einpflanzen menschlicher Stammzellen in Tiere auf. Vergleichbare Experimente sind nicht neu: Im vergangenen Jahr ist es Wissenschaftern in den USA gelungen, eine Chimäre, also einen Mischorganismus aus Gewebe von unterschiedlichen Spezies, mit einem menschlichen und einem Schafs-Anteil im Labor zu züchten. Solche oder ähnliche Wesen könnten eines Tages dringend benötigte Körperteile liefern und so Organspenden womöglich sogar obsolet machen.

Bei den von einem Team von der Stanford University hergestellten Schaf-Mensch-Embryonen – sie wurden nach 28 Tagen wieder zerstört – sind die jeweiligen Anteile freilich nicht gleichmäßig verteilt. Auf etwa 10.000 Schafszellen kommt demnach eine menschliche Zelle. Bei ähnlichen Versuchen war 2017 ein Mischwesen aus Schwein und Mensch erschaffen worden.

Tiere mit menschlichen Organen

Die nun in Japan eingeführten Regeln erlauben es den Wissenschaftern, Tierembryonen mit Stammzellen menschlicher Herkunft zu kombinieren, diese Embryonen dann auch von Tieren austragen zu lassen, ohne dass diese im Anschluss wieder vernichtet werden müssen. Die sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) können sich zu jeder Art von Gewebe entwickeln. Forscher hoffen, dass so in Tieren menschliche Organe gezüchtet und später transplantiert werden können.

Bisher waren Forscher in Japan verpflichtet gewesen, solche Tierembryonen mit menschlichen Zellen nach 14 Tagen zu töten. Ein Ministeriumssprecher sagte, hinter der ursprünglichen Regelung seien "ethische Bedenken über die unklare Trennlinie zwischen Mensch und Tier" gestanden. Man sei nun aber "zu dem Schluss gekommen, dass das Risiko, bei der Forschung einen neuen Organismus aus menschlichen und tierischen Elementen zu schaffen, technisch bei null liegt."

Experimente an Schweinen

Als erstes werden die nun erlaubten Versuche voraussichtlich an Schweinen vorgenommen. So könnte beispielsweise ein Schweineembryo mit einer menschlichen Bauchspeicheldrüse geschaffen und in die Gebärmutter eines Schweines eingepflanzt werden. Das von ihr geborene Ferkel hätte dann ebenfalls eine menschliche Bauchspeicheldrüse. (red, APA, 4.3.2019)