Behandler schreiben anders, wenn sich das Verhalten von Patienten in absehbarer Zeit verändert.

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Wenn Psychiatriepatienten eine Gefahr für sich und andere darstellen, ist Zwangsmedikation oder Isolierung manchmal das letzte Mittel. Eine Basler Studie zeigt, dass sich solche Eskalationen anhand der Notizen der Fachkräfte vorhersagen lassen, die die Patienten betreuen. Theoretisch könnte daher eine automatisierte Textanalyse künftig Alarm schlagen, wenn sich Anzeichen für eine bevorstehende Zwangsmaßnahme häufen.

Um das Gewaltrisiko von Psychiatriepatienten frühzeitig zu erkennen, fokussierten Fachleute bisher auf Eigenschaften der Patienten oder Handlungen zwischen Personal und Patient. Solche Vorhersagen waren aber nicht sehr zuverlässig. Wie Forscher der Universität und der Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) Basel nun berichten, zeigen auch die Notizen des Fachpersonals Hinweise auf eine sich anbahnende Eskalation, die zu Zwangsmaßnahmen wie dem Isolieren in einem speziellen Zimmer führt.

Für ihre Studie analysierten Clara Stepanow und ihre Kollegen die Verlaufsnotizen für 26 Patienten, bei denen eine Isolation stattgefunden hatte, sowie als Kontrolle für 26 Patienten mit identischer Diagnose, bei der keine solche Zwangsmaßnahme eingesetzt worden war. Von den Ergebnissen berichteten die Forscher im Fachblatt "Frontiers in Psychiatry". "Unsere Studie zeigt bisher wenig verwendete Faktoren auf, die nützlich sein können, um die Risikoeinschätzung zu verbessern", meint Studienleiter Christian Huber.

Mehr Emotionen

Wie sich zeigte, waren die Verlaufsnotizen in den Tagen vor einer Isolation umfangreicher und enthielten auch wesentlich häufiger subjektive emotionale Ausdrücke, so die Universität Basel. "Es scheint, dass das behandelnde Personal ein problematisches Verhalten umfassender beschreibt, um den Informationstransfer zwischen den verschiedenen Schichten zu verbessern, anstehende Zwangsmaßnahmen zu rechtfertigen und sich rechtlich abzusichern", erklärt Stepanow.

Außerdem tauchten häufiger negative Begriffe zur Umschreibung des Verhaltens des Patienten auf, wie "angespannt", "reizbar" und "laut". Der Begriff "bedrohlich" tauchte nur bei den Patienten auf, die später isoliert wurden, "lenkbar" oder "führbar" nur bei solchen, bei denen die Situation entschärft werden konnte. Vorboten einer Zwangsmaßnahme waren außerdem Beschreibungen von Schlafverlust, Verweigerung von Medikamenten und anspruchsvollem Verhalten.

Die Zwangsverabreichung von Medikamenten oder die Isolation wird von Fachpersonal in der Psychiatrie als letztes Mittel eingesetzt, wenn ein Patient eine große Gefahr für sich oder andere darstellt. Ziel sei es jedoch, solche Zwangsmaßnahmen auf ein Minimum zu beschränken, so die Uni Basel. Die Anwendung sei streng reglementiert. (APA, 6.3.2019)