Giraffen im Tarangire-Nationalpark von Tansania.
Foto: Gary Bembridge from London, UK [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)]

Zürich – Giraffen vollziehen keine ausgedehnten Migrationen wie andere Huftiere, etwa Gnus oder Zebras. Sie haben Reviere, deren Größe allerdings beträchtlich variieren kann. Zwei Faktoren sind es vor allem, die diese Größe bestimmen, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachmagazin "Animal Behaviour": Das eine ist die Niederschlagsmenge, das andere sind wir Menschen. Das klingt wenig überraschend – allerdings hat nicht jede Form von menschlicher Nähe Einfluss auf das Verhalten der sanften Riesen.

Gut 30 Kilogramm pflanzliches Material muss eine ausgewachsene Giraffe pro Tag zu sich nehmen. Da die Vegetation vom Regen abhängt, ist es kein Wunder, dass die Forscher um Mara Knüsel von der Universität Zürich einen Zusammenhang zwischen Niederschlagsmenge und Reviergröße feststellen konnte. Konkret studiert wurde das Verhalten von 71 Giraffen im Tarangire-Nationalpark von Tansania über einen Zeitraum von sechs Jahren hinweg.

Zweibeinige Konkurrenz in der Landnutzung

Der Einfluss des Menschen ist ein wenig komplexer angelegt. In der Nähe moderner Siedlungen werden die Giraffenreviere größer, die Tiere sind also zu längerem Herumwandern gezwungen, um eine ausreichende Nahrungsmenge zusammenzubekommen. Interessanterweise haben sogenannte Bomas – umzäunte Gehöfte, wie sie beispielsweise die Massai seit langer Zeit anlegen – keinen solchen Effekt.

Die Forscher schließen daraus, dass Giraffen, die in der Regel weniger stark bejagt werden als andere Tiere, nicht durch die Anwesenheit des Menschen an sich beeinträchtigt werden. Es liegt an dessen Lebensweise: Ressourcenverschlingende Siedlungen und Landwirtschaftsflächen modernerer Prägung sowie das Abholzen von Savannenbäumen haben einen viel stärkeren ökologischen Impakt als traditionelle Formen der Landnutzung – womit den Giraffen lebensnotwendige Ressourcen entzogen werden, sowohl an Nahrung als auch an Wasser. (red, 9. 3. 2019)