Bleibt bei Österreichs größtem Radiosender vorläufig im Programm: Michael Jackson.

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Wien – Eher zaghafte Boykottmaßnahmen hat die Ausstrahlung der HBO-Doku "Leaving Neverland" über Michael Jackson bisher international nach sich gezogen. In der am Sonntag und Montag ausgestrahlten Dokumentation erheben zwei Männer schwere Missbrauchsvorwürfe gegen den 2009 verstorbenen Popstar. Auch bei Österreichs größtem Radiosender Ö3 sieht man auf STANDARD-Anfrage derzeit "noch keinen Grund, Michael Jackson aus der Playlist zu streichen".

Insgesamt handle es sich um einen "sehr komplexen Fall", informiert eine Sprecherin. "Die schweren Vorwürfe, die in dem Dokumentarfilm erhoben werden, sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend gerichtlich als wahr oder falsch beurteilt worden. Der vorliegende Fall/Rechtsstreit ist aber jedenfalls redaktionell interessant und wird von uns natürlich laufend genau beobachtet", heißt es in dem Statement der Ö3-Musikredaktion.

Vorläufiger Boykott in Kanada

International hat zuletzt eine Reihe großer Radiosender in Kanada angekündigt, vorerst keine Lieder von Jackson mehr zu spielen. Dazu habe man sich nach der Ausstrahlung von "Leaving Neverland" entschlossen, so eine Sprecherin des Medienunternehmen Cogeco, zu dem 22 Radiosender im Bundesstaat Quebec und einer in Ontario gehören.

Auch aus Großbritannien gab es Berichte, wonach die BBC Jacksons Musik aus dem Programm genommen habe. Eine Unternehmenssprecherin sagte aber, die BBC sperre keine Künstler.

Zuvor hatte bereits der norwegische Sender NRK angekündigt, Jacksons Musik zwei Wochen lang nicht zu spielen. Nach Kritik an der Entscheidung ruderte die öffentlich-rechtliche Rundfunkgesellschaft am Dienstag allerdings wieder zurück.

Die Doku "Leaving Neverland" selbst ist am 6. April auf ProSieben in der Primetime zu sehen. Der ORF zeigt die Doku nicht – offenbar wurde kein Programmplatz gefunden. (red, APA, AFP, 7.3.2019)