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Thomas Tuchel: "Es ist schwierig, vielleicht sogar unmöglich, das zu analysieren."

Foto: Reuters/John Sibley

Paris – Das neuerliche Aus in der Champions League hat Titelanwärter Paris Saint-Germain schockiert zurückgelassen. Manchester United hingegen befand sich nach dem 3:1-Sieg in Paris im Freudentaumel, eine Vertragsverlängerung mit dem eigentlich nur als Feuerwehrmann geholten Trainer Ole Gunnar Solskjaer scheint langsam unumgänglich.

Solskjaer, der frühere Weltklassestürmer von Manchester United, hat seinem Herzensklub das Siegergen zurückgebracht. "Wir glauben bis zum Schluss an uns. Wir haben schon so oft gezeigt, dass wir Spiele drehen können", sagte der Norweger am Abend im Prinzenpark. Die Matchgeschichte hatte für seine Red Devils ein märchenhaftes Ende parat. Das entscheidende Tor fiel aus einem von Marcus Rashford in der 94. Minute verwandelten Handelfmeter.

Solskjaer: "Das fühlt sich fantastisch an"

Manchester United gelang die Wende nach einer 0:2-Heimspielniederlage. Solskjaer: "Das fühlt sich fantastisch an." Seit er im Dezember von Jose Mourinho übernommen hat, reitet United die Erfolgswelle. In der Liga liegt der seither ungeschlagene Rekordmeister nach 13 Siegen und zwei Unentschieden wieder auf einem Champions-League-Platz. In dieser steht man nun im Viertelfinale, erstmals seit der Saison 2013/14.

Höchst effizient und am Ende auch glücklich schafften die Engländer die Wende. Schiedsrichter Damir Skomina bestrafte PSG-Verteidiger Presnel Kimpembe in der Nachspielzeit dafür, dass er einen Schuss von Diogo Dalot mit dem Ellbogen blockte. Und gab der Debatte über die Auslegung der Handspielregel und den Videobeweis neue Nahrung. Absicht oder nicht?

Neymar außer sich

"Das ist eine große Entscheidung. Handspiel ist immer kompliziert und auslegbar", war PSG-Trainer Thomas Tuchel trotz des "Schocks" diplomatisch. "Es ist eine 50:50-Entscheidung und müßig, darüber zu diskutieren." Für den verletzten Neymar, der das Match nur wenige Stunden nach seiner Rückkehr vom Karneval in Rio auf der Tribüne verfolgte, war die Entscheidung hingegen sonnenklar. "Schande!", kommentierte er auf Instagram. "Die stellen vier Typen hin, die nichts von Fußball verstehen und nicht in der Lage sind, eine Wiederholung zu beurteilen ... Das ist schlicht unmöglich!!" Letztlich hielt Uniteds Ashley Young fest: "Der Schiedsrichter hat ihn gegeben, also war es ein Elfer."

Das von katarischen Scheichs hochgerüstete PSG verpasste neuerlich das größte Saisonziel. Seit dem Einstieg der Großinvestoren 2011 ist der Gewinn der Königsklasse ausgeschrieben. Doch bisher lautet das Resümee nur: große Ausgaben, wenig Ertrag. Spätestens im Viertelfinale war für die in der Liga chronisch unterforderten Franzosen immer Schluss. Die sündhaft teuren Verpflichtungen von Neymar und Kylian Mbappe brachten auf der großen Bühne keine durchschlagenden Erfolge. "Wir müssen Abstand gewinnen und darüber nachdenken – so wie jedes Jahr wieder", sagte Verteidiger Marquinhos, seit 2013 dabei.

Tuchel: "Sie haben drei Tore, ohne anzugreifen, erzielt"

Die Franzosen lieferten nach dem komfortablen 2:0 in Manchester auch zu Hause eine eigentlich gute Leistung ab. "Wir haben eine exzellente Reaktion nach dem frühen Gegentor gezeigt, wir waren nicht verunsichert, haben den Gegner dominiert", sagte Tuchel. Eine genauere Analyse könne er sich sparen. "Sie haben drei Tore, ohne anzugreifen, erzielt, ohne eine Chance zu kreieren. Es ist schwierig, vielleicht sogar unmöglich, das zu analysieren. Es ist entsetzlich und grausam."

Klubpräsident Nasser al-Khelaifi rätselte ebenso. "Ich verstehe das nicht", sagte er nach dem dritten Achtelfinal-Out en suite. Er sah die erst zweite Heimniederlage in den vergangenen 50 Europacup-Partien. "Wir haben 2:0 dort gewonnen. Hier in Paris verlieren wir 1:3. Wir haben ihnen alles gegeben, um zu gewinnen. Es war leicht für sie." Er vertraue dem Trainer, betonte Khelaifi gegenüber französischen Medien. Tuchels Position wurde freilich nicht gestärkt. Khelaifi: "Wir müssen Entscheidungen mit einem kühlen Kopf treffen. Wir müssen uns erst beruhigen."

Solskjaer-Fürsprecher

Auf der Gegenseite stieg die Zahl der Solskjaer-Fürsprecher abermals. "Ich wäre überrascht, sollte Solskjaer den Job nicht während der Länderspielpause angeboten bekommen", meinte der frühere Kapitän Gary Neville. "Es waren drei sensationelle Monate, und ich glaube, er wird den Job auch kriegen." Der Umschwärmte selbst wollte keine Forderungen stellen. "Wir werden sehen. Ich mache meinen Job so gut, wie ich kann."

An Dramatik mangelte es auch der anderen Mittwoch-Begegnung nicht. Der FC Porto gewann durch einen Foulelfmeter in der Verlängerung 3:1 gegen AS Roma, machte das 1:2 vom Hinspiel wett und zog in die Runde der besten acht ein. Nach Ajax Amsterdam am Dienstag (gegen Real Madrid) sind die Portugiesen die zweite Mannschaft im Viertelfinale, die nicht aus einer der Top-Fünf-Ligen stammt. Das war zuletzt 2011/12 mit Benfica Lissabon und Apoel Nikosia der Fall. (APA, 7.3.2019)