Tom Neuwirth beim Rosenball vergangene Woche.

Foto: Standard/Christian Fischer

Der ganz harte Bruch ist es dann doch nicht geworden: Die Kunstfigur Conchita Wurst, mit der Tom Neuwirth 2014 für Österreich den Sieg beim Eurovision Song Contest in Kopenhagen geholt hat, existiert weiter. Daneben gibt es künftig aber auch Wurst: So ist das neue Electroprojekt betitelt, von dem heute mit "Trash all the Glam" auch der erste Song veröffentlicht wurde.

Conchita und Wurst sollen künftig parallel existieren, womit Tom Neuwirth beide Bühnenpersönlichkeiten trennt. Conchita als "höfliche und feminine Medien-Ikone", die laut dem Labelstatement weiterhin für "hervorragend fesselnde Live-Unterhaltung mit ihrem Mix aus Glam-Pop und Diven-Songs" sorgen soll. Und Wurst andererseits als "der maskuline, kompromisslose Electro-Newcomer, der sich um keine andere Meinung zu scheren scheint". Gerade in den Songtexten werde nun mehr von Neuwirth und seinem Leben preisgegeben.

Neuer Song sorgte für Verwirrung

Nachdem bereits in den vergangenen Tagen über die Zukunft von Tom Neuwirths Kunstfigur Conchita gerätselt worden war, gab es um Mitternacht die (vorläufige) Auflösung: mit "Trash all the Glam" wurde ein neuer Song veröffentlicht.

Conchita Wurst - Topic

Stets für den 8. März – den internationalen Weltfrauentag – angekündigt, tat sich ab Mitternacht einiges auf dem Instagram-Profil von Conchita. Zuerst ein Foto einer komplett in Latex gehüllten Figur, die sich auf Stufen rekelt, dann eine Insta-Story mit einzelnen Textzeilen und schließlich das Cover sowie der Link zur neuen Single "Trash all the Glam". In der Electroballade mit knackigem Refrain zeigt sich Conchita Wurst nicht ganz so melodramatisch wie gewohnt, weiß aber dennoch ihre Stimme einzusetzen.

Auf dem Coverartwork ist die Sängerin in dunklen Sportklamotten vor Rolltreppen zu sehen, auf den Zehenspitzen stehend und das Gesicht – wie im begleitenden Foto – gänzlich in Latex gehüllt. Dazu passt der neue öffentliche Look: die zuletzt etwa beim Opernball gezeigte Glatze und der als Markenzeichen geltende Vollbart.

Pænda stellt heute Song vor

Bemerkenswert ist jedenfalls der Veröffentlichungstermin des neuen Songs. Denn heute ist nicht nur Weltfrauentag, auch ihre Nachfolgerin Pænda, die Österreich heuer beim Eurovision Song Contest in Tel Aviv vertreten wird, stellt ihren Wettbewerbsbeitrag "Limits" vor. Wohl kein Zufall, hat Conchita gerade dem ESC und seiner bunten Community viel von ihrem Erfolg zu verdanken. Schließlich hat der Triumph beim Contest in Kopenhagen 2014 den Weg zu einer Karriere geebnet, die Conchita rund um den Globus führte.

Start bei Starmania

Begonnen hatte alles aber noch als Tom Neuwirth: Der Steirer nahm als Jugendlicher an der ORF-Castingshow "Starmania" teil und landete hinter der späteren Gewinnerin Nadine Beiler auf dem zweiten Platz.

Ohne Bart und mit kurzen Haaren.
billythevideoman

In der Folge war er Mitglied einer kurzlebigen Boyband (jetzt anders!), bevor sich der Absolvent der Grazer Modeschule seiner nunmehrigen Kunstfigur widmete. Als Dragqueen Conchita Wurst respektive später Conchita gab es einige Auftritte, auch die Teilnahme an einer weiteren ORF-Show ("Die große Chance"), bevor der Song Contest zum bestimmenden Thema wurde.

Der Auftritt bei der großen Chance.
John Svoboda

Die Teilnahme 2012 war Conchita noch verwehrt, da sie sich in einer Vorausscheidung den Trackshittaz geschlagen geben musste. Weitere Fernsehengagements folgten, bevor sich der ORF 2014 direkt und ohne öffentliche Vorauswahl für Conchita als ESC-Teilnehmerin entschied. Und es sollte sich auszahlen: Trotz mancher Kritik aus dem eigenen Land und speziell osteuropäischen Staaten gelang ihr mit "Rise like a Phoenix" 2014 der überraschende Triumph in Kopenhagen.

Das war's dann nicht. 2012 entschied sich Österreich gegen Conchita Wurst und für die Trackshittaz. Seither wird niemand mehr gefragt, wer zum ESC fährt.
FerryGraf

Seitdem hat sich Conchita stark für die LGBTQ-Community eingesetzt, zwei Alben veröffentlicht und beim heimischen Poppreis Amadeus mehrere Auszeichnungen abgeräumt. Dennoch deutete Neuwirth zuletzt mehrfach einen Abschied von der Kunstfigur an, was auch von einer teils männlicheren Erscheinung unterstrichen wurde. Nun scheint aber weiterhin alles offen für Conchita Wurst respektive Tom Neuwirth.

2014 gewann Conchita den Song Contest.
Eurovision Song Contest

Bereits am Samstag hatte der 30-Jährige ein schwarzes Bild und das Datum 8. März 2019 gepostet. 2017 sagte Neuwirth im Interview mit der "Welt am Sonntag": "Ich muss Conchita Wurst töten. Ich brauche sie nicht mehr." (APA, red, 8.3.2019)