In chinesischen Häfen haben sich die Frequenzen deutlich verringert.

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Kein Ende der schlechten Nachrichten von der Konjunkturfront. Seit vielen Monaten schon werden die Wachstumsprognosen nach unten revidiert, jetzt wird es langsam grimmig. Der von den USA angezettelte Handelsstreit insbesondere mit China, aber auch Brexit-Ängste und der europäische Patient Italien drücken mächtig auf die Stimmung. Diese Woche kassierte die Industriestaatenorganisation OECD ihren Ausblick für die Weltwirtschaft. Was aus österreichischer Sicht besonders schwer wiegt: Die Wachstumsprognose für Deutschland wurde von den Experten drastisch auf 0,7 Prozent gesenkt.

Einbruch von Chinas Exporten

Wie stark der Handelsstreit die Volkswirtschaften durchrüttelt, hat am Freitag China gezeigt. Die Langzeit-Konjunkturlokomotive meldete einen Einbruch der Exporte im Februar um gut 20 Prozent, auch die Einfuhren schrumpften stark. Zwar dürften die Zahlen verzerrt sein, weil das lange chinesische Neujahrsfest heuer erst auf den Februar fiel, doch an der Richtung ändert sich nichts: abwärts. Für die Autoverkäufe liegen mittlerweile die Zahlen für Jänner und Februar vor, und hier verzeichnet der weltgrößte Absatzmarkt einen Rückgang von zehn Prozent.

Neue Daten zeigen aber auch, dass der Handelsstreit nicht nur China, sondern ebenso den USA schaden. So stieg das amerikanische Handelsbilanzdefizit im Vorjahr um fast 19 Prozent auf 621 Milliarden Dollar. Das ist der höchste Wert seit zehn Jahren. Strafzölle auf chinesische Produkte brachten bisher nicht die von US-Präsident Donald Trump erhoffte Wirkung. Die Lücke im Warenaustausch mit China vergrößerte sich auf 419 Milliarden Dollar.

Schlechte Stimmung

Die düstere Entwicklung dürfte noch länger anhalten, jedenfalls lassen diverse Frühindikatoren darauf schließen. Dabei handelt es sich um Umfragen unter Managern über die jetzige Stimmung und die Einschätzung der nächsten Monate. Derartige Werte haben sich in der Vergangenheit als ziemlich verlässliche Quelle herauskristallisiert und werden von Ökonomen und Notenbankern aufmerksam registriert.

Einer der für die europäische Industrie maßgeblichen Barometer, der Economic Sentiment Indicator, fiel im Februar auf den tiefsten Stand seit 2016. Doch ein genauerer Blick auf Daten und Stimmung zeigt eine gewisse Zweiteilung. Während die exportabhängige Produktionswirtschaft unter Auftragsflaute leidet, sind bei Konsum und Investitionen keine Abschwächungen erkennbar. Letztere dürfte aber früher oder später unter der mäßigen Auftragslage leiden.

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Shoppen hilft. Zumindest der Konjunktur.
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Doch die Verbraucher könnten die Wirtschaftslage weiter stabilisieren. Grundlage für diese Hoffnung ist der nach wie vor starke Arbeitsmarkt in Europa, der seit 2013 in jedem Quartal von steigender Beschäftigung geprägt ist. Da es nicht nur mehr Jobs gibt, sondern auch die Löhne steigen, wächst der Konsum. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt sei jedenfalls ermutigend, heißt es in einer Analyse von Oxford Economics. Dazu kommt, dass die Inflation niedrig ist, was die Realeinkommen zusätzlich stärkt. Die guten Konsumdaten sollten im laufenden Quartal sogar für einen Anstieg des gesamten Euro-Wachstums gegenüber den letzten drei Monaten des Vorjahres auf 0,4 Prozent führen. In diesem Tempo wird es laut Oxford Economics im Jahresverlauf weitergehen. Vereinfacht gesagt heißt das: Wenn die Verbraucher genug Geld ausgeben, wird Europa trotz Handelsstreits und Brexits in keine Krise schlittern. Und wenn genug gekauft wird, steigen die Chancen, dass Jobverluste wegen der Exporteinbußen durch neue Stellen beispielsweise im Handel oder in der Gastronomie abgefedert werden. (Andreas Schnauder, 8.3.2019)