Juri Gagarin bei einem Besuch in Finnland kurz nach seinem historischen Allflug.

Foto: Arto Jousi / Suomen valokuvataiteen museo

Moskau – Ein Offizier sollte der Sowjetunion zu Beginn der 1960er-Jahren in der Raumfahrt den ganz großen Triumph bescheren: Juri Gagarin sei fit, humorvoll und gut aussehend, heißt es in einem Militär-Dokument, das wenige Monate vor seinem legendären Flug erstellt wurde: 1961 flog der Kosmonaut als erster Mensch ins All und schrieb damit Geschichte. Ein anderer Flug wurde ihm sieben Jahre später zum Verhängnis. Am 27. März 1968 stürzte er beim Test eines Jagdflugzeugs vom Typ MiG-15 UTI bei Moskau ab.

Am 9. März wäre Gagarin 85 Jahre alt geworden. Der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, hielt aus diesem Anlass am Samstag mit früheren Kosmonauten und Mitarbeitern an der Kremlmauer inne, wo die Urne Gagarins beigesetzt ist.

108 Minuten im All

Der sowjetische Offizier war am 12. April 1961 insgesamt 108 Minuten lang als erster Mensch im All. Für die Sowjetunion war dies einer der größten Triumphe über die USA im Kalten Krieg. Mit seinem Flug sei in der Weltraumforschung eine neue Ära eingeläutet worden, würdigte ihn Roskosmos bei der Gedenkfeier. Gagarin sei ein besonderer Mensch gewesen.

Der Raumfahrer kam vor 51 Jahren, am 27. März 1968, bei einem Testflug mit einem Kampfjet ums Leben. Um die Ursache des Absturzes ranken sich viele Legenden. "Ich würde ihn als aufgeklärt betrachten", sagt Matthias Uhl vom Deutschen Historischen Institut in Moskau. Mangelnde Flugerfahrung, schlechtes Wetter und nicht eingehaltene Sicherheitsstandards hätten zum Zusammenstoß mit einem Wetterballon geführt. Es sei ein Geheimnis darum gemacht worden. "Man wollte nicht glauben, dass der erste Kosmonaut im All kein Flieger-Ass war."

Videobotschaft von der ISS

Bei der Kranzniederlegung am Kreml sagte der frühere Kosmonaut Alexej Jelissejew, Gagarin sei ein wunderbarer Mensch gewesen. Der Russe Oleg Kononenko, der zurzeit auf der Internationalen Raumstation ISS ist, erinnerte in einer Videobotschaft an die Worte des Pioniers: "Der Weltraum dient den Menschen." Er sei sich sicher, dass jeder Kosmonaut heute den Auftrag Gagarins mit Stolz weiterführe.

In Russland wird mit Ausstellungen und Veranstaltungen etwa in Museen und Universitäten an Gagarin erinnert. Der Vizedirektor des Kosmonauten-Museums, Wjatscheslaw Klimentow, sagte einer Mitteilung zufolge, der Weltraumpionier habe seit seinem legendären Flug einen festen Platz in der Geschichte Russlands. Ein solches Schicksal sei auch noch heute für jeden kleinen Buben möglich.

Roskosmos rief weltweit dazu auf, Selfies an Orten, Plätzen, Denkmälern und Einrichtungen mit Gagarin-Bezug zu machen und in sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #Gagarin85 zu veröffentlichen. Eine Collage mit den Bildern soll zur ISS geschickt werden. (red, APA, 10.9.2019)