The Beasts (of Bourbon) nehmen auf "Still Here" Abschied von zwei Freunden. Doch der Gruß hätte nachdrücklicher ausfallen können.

Foto: Bang! Records

Die Ausfallquote im Rock 'n' Roll war immer beträchtlich. Zumal unter jenen Jüngern, die das Gebot "Sex, Drugs and Rock 'n' Roll" ohne Rücksicht auf die eigenen Vergänglichkeit ausgelebt haben. Die australische Band The Beasts of Bourbon verzeichnete im Vorjahr zwei finale Abgänge. Im April starb Brian Henry Hooper, im August erlag Spencer P. Jones einer Leberkrebserkrankung. Beide galten als Höllenhunde, die Beasts of Bourbon als eine der legendärsten Bands Australiens und weit darüber hinaus.

Nach Hoopers Ableben fanden sich die überlebenden Mitglieder und alte Weggefährten wie Kim Salmon im Studio zusammen. Unvorbereitet natürlich, so wie es sich für alte Säcke mit Punk-Ethos im vergifteten Blut gehört. Aus diesen Treffen ist ein Album entstanden, das nun als eine Art letzter Gruß an die beiden Dahingegangenen erschienen ist.

Eine Macht

Die Beasts of Bourbon waren live und auf Platte immer eine Macht. Gruppiert um Sänger Tex "Sex" Perkins, lebte und spielte die 1983 in Sydney gegründete Formation dreckigen Rock. Das wird von vielen Gruppen behauptet, aber nur wenige knallten ihre Songs dem Publikum derart um die Ohren wie die Beasts, erfüllten den selbstgestellten Auftrag so hingebungsvoll.

On My Back – die Biester mit Ruhepuls.
BANG! RECORDS

Alben wie das Debüt The Axeman's Jazz, Sour Mash oder das 2007 nach langer Pause erschienene Little Animals zählen zum Besten, was musikalisch in den letzten 40 Jahren aus Australien gekommen ist.

Perkins unterhielt nebenher noch jede Menge anderer Formationen, allesamt erfolgreich und nie fad: The Cruel Sea, T'N'T, Tex Perkins And His Ladyboyz oder das Trio Tex, Don & Charlie. Down under ist Perkins ein Gott.

Schwächelnder Gott

Doch wie wir aus der Schöpfungsgeschichte wissen, schwächelt selbst Gott hin und wieder. Das simpel Still Here betitelte Album der Beasts – das "of Bourbon" wurde als Zeichen weggelassen – ist nicht schlecht. Ihm fehlt jedoch der Biss, die irre Besessenheit, die andere Alben dieser Formation so unwiderstehlich machen. Songs wie On My Back und Pearls Before Swine zeigen zwar, dass sie noch an schlechten Tagen mehr Biss haben als andere an guten, dennoch klingen diese Lieder vergleichsweise formelhaft, zu sehr nach besserem Hardrock, Abteilung "mit 180 durch die Wüste".

Von Zevon bis Zappa

Einen gewissen Charme besitzt der Song At the Hospital. Die darin zu hörende Akustikgitarre ist die letzte Aufnahme, zu der Jones vor seinem Tod fähig war. Es ist ein bitterer Blues, dessen Text Perkins mit den Zähnen beißt. Zu Beginn wird noch gekichert, als am Ende die Sirene zu hören ist, ist das Lachen allen vergangen.

At the Hospital: Spencer P. Jones' letzter Auftritt mit den Biestern.
The Beasts - Topic

Dazu covern sie Frank Zappas The Torture Never Stops sowie das stimmige My Shit's Fucked Up von Warren Zevon. Okay, aber nicht gerade die Burner des Albums. Das leistet sich mit It's All Lies noch eine hübsche Renitenzübung auf der zweiten Seite, hinterlässt insgesamt aber doch den Geschmack des Halbgaren. Vielleicht hätten die Beasts auf die Wirkung des Bourbons doch nicht verzichten sollen.

Schließlich braucht jede Bestie ihren Treibstoff. (Karl Fluch, 11.3.2019)