Wien / St. Margarethen – Die Prüfstelle für Rechnungslegung (OePR) bezweifelt den Firmenwert der in Wien börsennotierten Cleen Energy. Der Firmenwert sei bei den geprüften Abschlüssen wesentlich zu hoch dargestellt worden, meint die OePR laut Aussendung von Cleen Energy. Das burgenländische Unternehmen weist die Kritik zurück und hat eine zweite Meinung beantragt. Nun prüft die Finanzmarktaufsicht (FMA).

Sollte die Kritik stimmen, dann hätte Cleen Energy wesentlich weniger Eigenkapital als bisher angenommen. Dabei kämpft das 2016 gegründete, auf nachhaltige Energieeffizienzmaßnahmen spezialisierte Unternehmen sowieso schon mit Kapitalmangel: Nach Verlusten 2016 (400.00 Euro) und 2017 (1,4 Millionen Euro) betrug der Bilanzverlust in Summe 1,8 Millionen Euro und damit mehr als die Hälfte des damaligen Grundkapitals von 3,57 Millionen Euro. 2018 gab es eine Finanzspritze des Bundes über 1,2 Millionen Euro und eine Kapitalerhöhung der Eigentümer. Aber auch das erste Halbjahr 2018 brachte einen weiteren Verlust von 576.000 Euro – bei einem Umsatz von 1,29 Millionen Euro. Laut Wirtschaftscompass hat Cleen Energy derzeit 3,72 Millionen Euro Kapital und damit nur haarscharf mehr als das doppelte des Bilanzverlustes – vor der Bilanzlegung für 2018.

Verschobener Großauftrag

Knapp vor Jahresende 2018 hat Cleen Energy bekanntgegeben, dass sich ein für 2018 vorgesehener Großauftrag auf das Jahr 2019 verschiebe, also erst in der Bilanz 2019 wirksam werde. Dennoch ging das Unternehmen am 27. Dezember davon aus, dass der Umsatz des Jahres 2018 auf rund drei Millionen Euro steigen werde. Der Jahresabschluss 2018 ist für den 26. April 2019 angekündigt.

Die OePR glaubt nach ihrer Prüfung nicht, dass bei der Umwandlung der Cleen Energy von einer GmbH in eine Aktiengesellschaft im Jahr 2016 "eine umsichtige Bewertung und Planung bei der Ermittlung des Firmenwertes" zustande kam, teilte Cleen Energy mit. Außerdem stellte sie fest, dass im Jahresabschluss 2017 die Berichterstattung über Geschäfte der Gesellschaft mit nahestehenden Unternehmen und Personen unterblieben sei.

Hauptaktionäre des auf nachhaltige Energieeffizienzmaßnahmen spezialisierten Unternehmens sind laut Wirtschaftscompass Erwin Stricker mit knapp 52 Prozent und Lukas Scherzenlehner mit gut 25 Prozent der Anteile, der auch Alleinvorstand ist. Knapp 16 Prozent sind im Streubesitz, gut siebeen Prozent hält Alfred Luger. (APA, 13.3.2019)