20 bis 50 Prozent der Frauen, die eine Fertilitätsbehandlung erhalten, haben Endometriose.

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Endometriose ist eine Erkrankung, bei der sich Gebärmutterschleimhaut (Endometrium), die normalerweise nur in der Gebärmutterhöhle vorkommt, auch im Bauchraum befindet und dort zu lokalen entzündlichen Veränderungen führt. Die Erkrankung ist häufig, zwischen 120.000 und 300.000 Frauen in Österreich sind davon betroffen, die Dunkelziffer ist hoch. Denn bis es aufgrund der unspezifischen Symptome zu einer Diagnose kommt, dauert es durchschnittlich sieben bis neun Jahre.

"Viele Frauen haben bei der Menstruation starke Schmerzen, verbinden dies aber überhaupt nicht mit Endometriose und leiden so jahrelang – und zwar unnötig", erklärt Kazem Nouri von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Med-Uni Wien. Ständige Schmerzen im Unterleib und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr lassen darauf schließen, dass möglicherweise eine Endometriose-Erkrankung vorliegt. Auch Schmerzen während des Urinierens oder Stuhlgangs sowie erhöhte Infektanfälligkeit sind mögliche Symptome. "Endometriose ist eine Erkrankung, die gut behandelt werden kann", sagt Beata Seeber, Leiterin des Endometriosezentrums der Medizinischen Universität Innsbruck.

Einen ersten diagnostischen Hinweis erhält man meist durch eine Ultraschall-Untersuchung. Erst wenn hier Endometriose-Zysten sichtbar werden, sollte eine Bauchspiegelung durchgeführt werden, um die Herde zu lokalisieren und gegebenenfalls zu entfernen. Dadurch kann die Betroffene von den Schmerzen erlöst und die Fertilität wiederhergestellt werden. Denn, so René Wenzl, Leiter des Endometriosezentrums der Medizinischen Universität Wien: "Jedes vierte Paar in Österreich ist ungewollt kinderlos – auch aufgrund von Endometriose". Wird die Erkrankung früh erkannt, kann die Fertilität erhalten werden.

Unerfüllter Kinderwunsch

Die Erkrankung verringert die Chance auf ein Wunschkind um ein Viertel und hat, abhängig vom Stadium, auch Einfluss auf den Erfolg einer Fertilitätsbehandlung, bestätigt das Kinderwunschzentrum Goldenes Kreuz. 20 bis 50 Prozent der Frauen, die eine solche Behandlung erhalten, werden mit Endometriose diagnostiziert.

Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in der Zeitschrift Human Reproduction Open, zeigt, dass Endometriose die Geburtsrate bei Frauen im ersten IVF Zyklus negativ beeinflusst. Dazu wurden in einer Zeitspanne von 14 Jahren mehr als 500 Frauen, die von der Krankheit betroffen sind, und mehr als 700 Frauen mit eingeschränkter Fertilität untersucht.

Laut den Forschern verringert sich die Chance auf eine Geburt – je nach Schwere der Erkrankung – um mindestens 24 Prozent. "Endometriose zählt zu den häufigsten Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch, da es dadurch zu Eierstockzysten, Verwachsungen oder sogar zum Verschluss der Eileiter kommen kann. Dies kann das Eintreten einer Schwangerschaft verhindern. Oft ist eine Operation zur Behandlung notwendig, als Alternative werden die Antibabypille oder Präparate, die das Hormon Progesteron enthält, empfohlen", erklärt Andreas Obruca, Gründer und Leiter des Kinderwunschzentrums Goldenes Kreuz.

Für betroffene Frauen gibt es in Österreich 15 Endometriose-Zentren, etwa an der Med-Uni Wien sowie an den Frauenkliniken in Graz und Innsbruck. Um das Bewusstsein für Endometriose und Infertilität zu schärfen, haben die Frauenkliniken der medizinischen Universitäten Österreichs die Gruppe "BEI" (Bewusstsein für Endometriose und Infertilität) gegründet. (red, 14.3.2019)