Kaiser Maximilian I. als Souverän des Ordens vom Goldenen Vlies.

Foto: Österreichische Nationalbibliothek

Wien – Am 12. Jänner wurde der 500. Todestag von Kaiser Maximilian I. begangen. Ab Freitag (15.3.) reiht sich auch die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) in den aus diesem Anlass ausgerichteten Veranstaltungsreigen ein. "Die Popularität Kaiser Maximilians ist bis heute ungebrochen", versicherte ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger bei der Presseführung zu einer Ausstellung im Prunksaal.

"Er steht paradigmatisch für eine Öffnung zu einem neuen Zeitalter, blieb aber gleichzeitig tief verwurzelt in den Traditionen seiner Zeit", umriss Rachinger jenes Spannungsfeld, das den 1459 in Wiener Neustadt geborenen und 1519 in Wels gestorbenen Herrscher an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit bis heute interessant macht. "Außerdem war er eine Schlüsselfigur des Aufstiegs der Habsburger zur europäischen Großmacht." Diese Facetten versucht die von Katharina Kaska kuratierte und bis 3. November laufende Sonderausstellung "Kaiser Maximilian I. – Ein großer Habsburger" abzudecken.

"Bibliophil, vielseitig und interessiert"

Die über 90 Exponate, darunter viele Handschriften, Frühdrucke, Gebetbücher, Urkunden, Karten und ein Porträtholzschnitt Albrecht Dürers, zeichnen aber weniger die kluge Expansionspolitik des Herrschers, der nach Italien und Burgund heiratete und seinen Nachkommen die Kronen Ungarns und Böhmens sicherte, sondern den rasanten Epochenwandel nach, an dem Maximilian I. lebhaft Anteil nahm. "Er war ein bibliophiler, vielseitiger und interessierter Renaissancefürst, den Künsten und Wissenschaften seiner Zeit stets aufgeschlossen." Dabei greift die Ausstellung nicht nur einfach auf die reichen ÖNB-Bestände zurück, sondern teilweise auch auf jene 329 Werke der zunächst auf Schloss Ambras zusammengetragenen Habsburgischen Bibliothek, die nach ihrer Überführung nach Wien den Grundstock der heutigen Nationalbibliothek bildete.

Zunächst lässt sich an Preziosen der Buchkunst wie dem reich verzierten lateinischen ABC-Buch, mit dem der sechsjährige Thronfolger Lesen und Schreiben lernen sollte, die Erziehung Maximilians nachvollziehen. Laut seinem späteren autobiografischen Werk "Weißkunig" (von dem Holzschnitte und handschriftlichen Vorarbeiten gezeigt werden) soll er seine Lehrer sogar in deren eigenen Fächern übertroffen haben. "In der Realität wissen wir, dass dies zumindest für seine Schulbildung wohl nicht zugetroffen hat", kommentierte dies Kuratorin Kaska, räumte allerdings ein: "Er dürfte ein guter Kämpfer, guter Jäger und guter Tänzer gewesen sein." Immerhin wichtige Herrschertugenden für jemanden, der als "der letzte Ritter" in die Geschichte eingegangen ist.

Vermeintlicher Nachfahre des trojanischen Helden Hektor

Der propagandistisch gefärbte "Weißkunig" verweist auf einen anderen interessanten Aspekt: Maximilian I. war bereits früh auf seinen Ruhm und Nachruhm bedacht und wusste die damals modernsten Medien wie den Buchdruck dafür einzusetzen. "Maximilian ließ sich auch einen Stammbaum konstruieren, der ihn zu einem direkten Nachfahren des trojanischen Helden Hektor machte", so Kaska.

Zahlreiche eindrucksvolle Bücher und Karten belegen, wie rasant wissenschaftliche Forschungen und Entdeckungen das Weltbild damals veränderten. In Maximilians Regierungszeit wurde der Seeweg nach Indien sowie Amerika entdeckt. Das Begleitbuch zum "Taufschein Amerikas", einer 1507 entworfenen Weltkarte, die den neu entdeckten Kontinent als "America" verzeichnete, war Maximilian gewidmet.

Zu den originellsten Exponaten zählen jene Schriftstücke, die von der Begegnung Maximilians mit einer Delegation des osmanischen Sultans Bayezid II. 1497 in Stift Stams berichten. Ausgerechnet eine Illustration in einem sieben Jahre später herausgegebenen "Tiroler Fischereibuch" erzählt von der möglichen friedlichen Koexistenz mit den exotisch wirkenden Fremden. "Der Kampf gegen die Osmanen war allerdings Christenpflicht", betonte Kaska. Aufgrund fehlender politischer wie finanzieller Unterstützung unterblieb ein möglicher Kreuzzug Maximilians. Wohl nichts, was man heute bedauern müsste. (APA, 13.3.2019)