Wünsche an ORF-Journalisten aus Sora-Umfrage.

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Wien – Wie ist es um das Vertrauen des Publikums in die Information des ORF bestellt? Was erwarten Zuschauer in Sachen Ausgewogenheit, Objektivität und Meinungsvielfalt, wie sie das ORF-Gesetz vorschreiben? Donnerstag diskutierte der ORF-Publikumsrat eine Studie dazu – Updates in diesem Artikel mit der Präsentation in dem ORF-Gremium.

Der ORF hat sein Meinungsforschungsinstitut für Wahlbefragungen und -hochrechnungen, Sora, beauftragt, das abzufragen. Dem STANDARD lagen einzelne Daten aus der Studie vor. Sora fragt etwa, ob ORF-Journalisten ihre persönliche Meinung zu "Themen der österreichischen Politik" äußern sollen – oder "möglichst keine Meinungskommentare abgeben". 53 Prozent der Befragten wollen keine Meinungskommentare. 31 Prozent sind dafür.

Wenige Tage vor der Sitzung des Publikumsrats zur Studie erließ ORF-Chef Alexander Wrabetz nach mehrjährigem Drängen von ÖVP und FPÖ eine Dienstanweisung zu Social Media. Sie verbietet Sympathie- wie Antipathiebekundungen zu Politikern und politischen Institutionen, erlaubt aber ausdrücklich sachliche Kritik.

Hohes Vertrauen

Grundsätzlich äußern die Befragten höheres Vertrauen in ORF-Medien als andere, private Medien. Nur auf Social Media liegt der ORF nicht ganz vorne.

Wunsch und Wirklichkeit

Die Erwartung des Publikums an glaubwürdige Berichterstattung ist höher als die Einschätzung des ORF und seiner Berichterstattung. 65 Prozent finden objektive und sachliche Berichterstattung sehr wichtig und weitere 19 wichtig. 22 Prozent sehen diese objektive und sachliche Berichterstattung "sehr" gut verwirklicht, weitere 31 Prozent der Befragten verwirklicht.

"Unparteiische Moderator/innen und Journalist/innen" sind laut Umfrage für 62 Prozent sehr wichtig und für 18 Prozent wichtig. Für 18 trifft das im ORF auch "sehr" zu, für weitere 29 Prozent trifft das zu.

Höheres Vertrauen von links

Sora fragte auch nach der politischen Einstellung und analysierte das Vertrauen in den ORF danach. Das höchste Vertrauen in den ORF haben Menschen, die sich selbst als links bezeichnen. Beim Vertrauen etwa in das ORF-Fernsehen liegt der Mittelwert des Vertrauens (nach Schulnoten) bei Personen, die sich als links bezeichnen, bei 1,7. Bei jenen, die sich als Mitte links einschätzen, liegt der Wert bei 2,0, bei der Mitte nur mehr bei 2,3, bei Mitte rechts bei 2,5 und bei rechts bei 2,8. Diese Tendenz gibt es laut Publikumsrat Andreas Kratschmar (ÖVP), der die Studie präsentierte, nicht bei Printmedien.

Sora erklärt das unterschiedliche Vertrauen mit Thesen: Öffentliche Institutionen und öffentliches Eigentum seien traditionell linke Positionen. Linke hätten tendenziell höheres Vertrauen in andere Menschen und gesellschaftliche Institutionen.

Burschenschafter Strache

Der ORF hat eine Doku des ehemaligen Report-Chefs Robert Wiesner über Burschenschafter – auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Straches Karriere dort – mehrfach auf unbestimmte Zeit vertagt, berichten die "Salzburger Nachrichten". Andreas Novak, verantwortlich für die Dokureihe Menschen und Mächte, sagte den SN, sie war im Jänner zum WKR-Ball geplant, er akzeptiere aber "natürlich die Verschiebung durch die Geschäftsführung". Der ORF verneint eine Verschiebung auf Anfrage, es hab noch keinen Sendetermin gegeben. (fid, 13.3.2019)