Kleiner wird die Stromrechnung für Haushalte nicht, zumal Milliardeninvestitionen anstehen.

APA

Wien – Alle namhaften Stromlieferanten haben in den vergangenen Monaten die Preise für elektrische Energie erhöht, als einer der letzten Anfang Februar der Verbund. Österreichs größter Stromproduzent, der selbst knapp 470.000 Haushaltskunden mit Strom und Gas beliefert, gibt nach dem jüngsten Dreh an der Preisschraube vorerst Entwarnung.

"Wir rechnen bei den Strompreisen mittelfristig eher mit Stagnation auf derzeitigem Niveau", sagte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber bei der Bilanzpräsentation am Mittwoch. Kleiner wird die Stromrechnung für Haushalte aber auch nicht werden, zumal Milliardeninvestitionen anstehen, unter anderem für die gewollte Integration von zunehmend mehr erneuerbaren Energien in das österreichische Stromsystem.

Wie berichtet soll der Anteil von Wind, Sonne und anderen erneuerbaren Energien an der gesamten Stromaufbringung bis zum Jahr 2030 von derzeit rund 72 Prozent auf dann 100 Prozent steigen, zumindest bilanziell. Das sieht die "Mission 2030" vor, mit der die Bundesregierung die Klimaziele von Paris unter Einbindung der Energieerzeuger auf nationaler Ebene zu erreichen hofft. Verbund allein will die Investitionen in den nächsten drei Jahren gegenüber der Periode 2016 bis 2018 auf knapp zwei Milliarden Euro verdoppeln. Mehr als 600 Millionen Euro sollen davon in den Bereich Hydro (Wasserkraft) fließen, gut 900 Millionen in den Netzausbau, sagte der Finanzen zuständige Vorstandsdirektor Peter Kollmann. Bei der umstrittenen Salzburgleitung, die allein an die 800 Millionen verschlingen wird, hofft das Verbund-Management bis zum Sommer mit endgültig grünem Licht für die Projektumsetzung.

Salzburg-Leitung

In der Vorwoche hat das Bundesverwaltungsgericht in Wien Beschwerden gegen das Großprojekt abgewiesen, wogegen noch einmal berufen wird. Anzengruber geht nicht davon aus, dass dies aufschiebende Wirkung haben wird. Mit Vorarbeiten könnte dann im Herbst begonnen, die 380-Kilovolt-(kV-)Hochspannungsleitung könnte dann nach dreijähriger Bauzeit Ende 2022, Anfang 2023 in Betrieb genommen werden. Die Kosten dafür sowie für alle anderen Netzausbauten tragen, sofern sie von der Regulierungsbehörde E-Control als solche anerkannt werden, die Strombezieher über die Netztarife.

Das abgelaufene Geschäftsjahr 2018 war für Verbund bzw. andere stark auf die Kraft des Wassers setzende Stromproduzenten durchwachsen. Insbesondere das zweite Halbjahr war trocken wie seit 100 Jahren nicht, was sich entsprechend negativ auf die Stromerzeugung ausgewirkt hat. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ist um 6,3 Prozent auf 864,2 Millionen Euro gesunken. Das Konzernergebnis ist aufgrund von Einmaleffekten, unter anderem wegen einer Zuschreibung im Bereich Wasserkraft von 65 Millionen Euro, um 43,7 Prozent auf 433,2 Millionen gestiegen. Die Dividende soll vorbehaltlich der Zustimmung der Hauptversammlung bei unverändert 0,42 Euro je Aktie belassen werden. Mehrheitseigentümer des Verbund ist mit 51 Prozent die Republik.

Aktie unter Druck

Trotz besseren Ausblicks für das laufende Geschäftsjahr wurde Verbund, das hinsichtlich Börsenkapitalisierung derzeit wertvollste Unternehmen Österreichs, von den Investoren abgestraft. Das Papier verlor am Mittwoch in der Spitze bis zu sieben Prozent.

Für heuer rechnet das Verbund-Management mit einem Ebitda zwischen 1,05 Milliarden und 1,2 Milliarden Euro. Die Bandbreite beim Konzernergebnis wurde mit rund 440 bis rund 540 Millionen Euro angegeben. (stro, 14.3.2019)