Ein Schwarzbär auf Plünderungstour. Forscher warnen vor negativen Folgen dieser "Junk"-Ernährung.
Foto: Louisiana Wildlife and Fisheries

Die Zahl der Bären, die menschliche Nahrungsmittel als Futterquelle nutzen, steigt – davor warnen Biologen schon länger. Insbesondere in Nationalparks entdecken Tiere zunehmend Hinterlassenschaften wie Essensreste für sich, plündern Mülltonnen oder gleich gelagerte Vorräte. Bären verlieren dadurch nicht nur die Scheu vor dem Kontakt mit Menschen, sondern sind auch physiologischen Folgen ausgesetzt.

In Kalifornien ist in den vergangenen Jahrzehnten die Zahl der Schwarzbären nicht zuletzt deshalb deutlich gewachsen: Wie Forscher herausfanden sind Bärenweibchen, die Zugang zu "Junkfood" haben, früher geschlechtsreif und bekommen mehr Nachwuchs. Das ist aber nicht die einzige Konsequenz des Konsums hochgradig verarbeiteter, zuckerhältiger Lebensmittel.

Weniger Ruhezeit

Wie Biologen kürzlich im Fachblatt "Scientific Reports" berichteten, wirkt sich Junkfood auch unmittelbar auf den Winterschlaf und die Zellalterung von Schwarzbären aus: Je mehr menschliche Nahrungsmittel die Tiere zu sich nehmen, desto kürzer fällt ihre Hibernation aus – und das wiederum scheint ihre Alterung zu beschleunigen.

Für ihre Studie sammelten die Wissenschafter um Rebecca Kirby von der University of Wisconsin-Madison Daten zur Ernährung Hunderter Amerikanischer Schwarzbären (Ursus americanus), die im US-Bundesstaat Colorado in freier Wildbahn leben. Dann untersuchten die Wissenschafter 30 weibliche Tiere genauer. Neben dem Speiseplan eruierten sie auch Auffälligkeiten im Metabolismus der Tiere und die Dauer des Winterschlafs.

Das Ergebnis: Bären, die häufiger menschliche Nahrung konsumierten – seien es Abfälle, absichtliche Hinterlassenschaften oder Plündergut – hielten kürzeren Winterschlaf. Wie sich das auf die Zellalterungsprozesse auswirkt, überprüften die Forscher in einem nächsten Schritt, indem sie die Telomere untersuchten.

Kürzere Telomere

Telomere gelten als wichtige Biomarker für den Alterungsprozess: Diese Endstücke der Chromosomen in Zellen bewahren wie Schonkappen die DNA-Stränge während der Zellteilung vor Schäden. Im Lauf der Lebenszeit verschleißen die Telomere aber zusehends, sie werden kürzer und die Schutzwirkung nimmt ab. Die Länge der Telomere steht nach heutigem Wissensstand im Zusammenhang mit der voraussichtlichen Lebensdauer der Zellen.

"Die Bären, die einen kürzeren Winterschlaf hielten, wiesen eine raschere Verkürzung der Telomere auf", heißt es in der Studie. Die Ergebnisse würden nahelegen, dass die Spezialisierung auf menschliche Nahrung die Zellalterung der Tiere beschleunigt. Die Forschern warnen vor den Gefahren der zunehmenden Verfügbarkeit menschlicher Nahrungsmittel für Wildtiere – für alle Beteiligten. (dare, 17.3.2019)