Die Signale bei Deutschlands Produzenten stehen auf Rot.

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Berlin – Angesichts des Schwächeanfalls der deutschen Konjunktur hat das Ifo-Institut seine Wachstumsprognose drastisch gesenkt. Die Münchner Forscher erwarten beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur noch ein Plus von 0,6 Prozent in diesem Jahr, teilten sie am Donnerstag mit. Zuvor hatten sie noch 1,1 Prozent erwartet.

"Die gegenwärtigen Produktionsschwierigkeiten der deutschen Industrie dürften erst allmählich überwunden werden. Die Industrie wird 2019 als Konjunkturmotor weitgehend ausfallen", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Die weltweite Nachfrage nach deutschen Produkten sei schwach, da die internationale Konjunktur weiter an Dynamik verliere. Nächstes Jahr soll die Wirtschaft aber besser laufen: Das Institut erhöhte seine Prognose für 2020 von 1,6 auf 1,8 Prozent.

Wachstum der Einkommen

Die binnenwirtschaftlichen Antriebskräfte seien "weiterhin intakt". In diesem Jahr dürften unter anderem kräftige Lohnsteigerungen, eine niedrige Inflationsrate und Steuer- und Abgabenentlastungen für ein "dickes Plus" bei den Realeinkommen der deutschen Haushalte sorgen. Auch die Zahl der Erwerbstätigen dürfte laut der Ifo-Prognose weiter steigen – von 44,8 Millionen im vergangenen Jahr auf 45,2 Millionen in diesem und 45,5 Millionen im nächsten.

Entsprechend der Abschwächung der Konjunktur verlangsame sich aber das Tempo des Beschäftigungsaufbaus. Auch der Rückgang der Arbeitslosigkeit verlangsame sich, von 2,34 Millionen über 2,21 in diesem Jahr auf 2,12 Millionen im kommenden Jahr. Entsprechend sinke die Arbeitslosenquote von 5,2 Prozent über 4,9 auf 4,7 Prozent.

Die lange Zeit kraftvolle deutsche Konjunktur dümpelte zuletzt vor sich hin. Zu Jahresbeginn gingen Produktion und Aufträge zurück, die Exporte stagnierten.

DIW optimistischer

Das Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hingegen rechnet nur mit einer zeitweiligen Delle für die deutsche Konjunktur. Es senkte zwar seine Prognose für das BIP-Wachstum in diesem Jahr von 1,6 auf 1,0 Prozent, rechnet aber für 2020 weiter mit einem fast doppelt so großen Plus von 1,8 Prozent. "Die Konjunktur in Deutschland kühlt sich ab, aber das ist kein Weltuntergang", sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher am Donnerstag. "Wir sollten nicht zu schwarz malen, denn vor allem auf dem Arbeitsmarkt sieht es nach wie vor hervorragend aus – und auch der private Konsum ist stark." Im kommenden Jahr soll es in Deutschland rund 650.000 mehr Erwerbstätige geben als 2018. (Reuters, 14.3.2019)