Für das Pressefoto eine Runde Tipp-Kick: Heinz Christian Strache und Gernot Blümel vor Beginn einer Gesprächsrunde mit Vertretern von Fußballvereinen und ÖFB zum Thema Fernsehexklusivrechtsgesetz.

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Um dem sperrigen Begriff Fernsehexklusivrechtegesetz ein plakatives Gesicht zu geben, ließen sich Vizekanzler und Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) am Donnerstag im Bundeskanzleramt bei einer Partie Tipp-Kick fotografieren. Neben Inszenierung ging es beim Termin mit Vertretern des österreichischen Fußballs aber auch um ein konkretes Regierungsvorhaben – die Aktualisierung der TV-Schutzliste aus dem Jahr 2001.

Sie umfasst Ereignisse, die von "erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung" sind und deshalb im frei empfangbaren Fernsehen gesendet werden müssen. Aktuell gehören dazu etwa die Olympischen Sommer- und Winterspiele, das Fußball-Cupfinale, aber auch gesellschaftliche und kulturelle Events wie der Opernball oder das Neujahrskonzert. Geht es nach den Plänen der Regierung, dann sollen zumindest einige Livespiele der Fußballbundesliga dazukommen.

Sozialer Aspekt

Welche genau, das wollten weder Strache noch Blümel bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Gespräche konkretisieren, nur: "Wenn niemand außerhalb Pay-TV Livespiele zu sehen bekommt, wird das keinen Sinn machen", sagte Blümel. Und Strache betonte, dass es ihm auch um einen sozialen Aspekt gehe. Nämlich um jene 300.000 ORF-Seher, die derzeit keine "Zwangsgebühren" bezahlten, weil sie befreit seien. Pay-TV könnten die sich schon gar nicht leisten.

Die Exklusivrechte an den Partien der österreichischen Bundesliga hält noch bis 2022 Pay-TV-Anbieter Sky, vier Spiele pro Saison zeigt auch A1.

Für die Exklusivität lässt Sky rund 35 Millionen Euro pro Jahr springen. Der Preis des für die Bundesligisten lukrativen Vertrags sind geringere Reichweiten im Fernsehen und viele Fußballinteressierte, die bei den Livepartien durch die Finger schauen.

Zuseherinteresse

Das Auftaktmatch zur Frühjahrssaison zwischen Rapid und Salzburg hatte Ende Februar im linearen Fernsehen im Schnitt 78.000 Zuseher – laut Teletestzahlen, die dem STANDARD vorliegen. Wie viele etwa noch über Wettbüros und die Streamingdienste von Sky und via A1 dazukamen, ist nicht klar. Durchschnittsreichweiten veröffentlichen weder Sky noch A1.

Die Kritik am Status quo kann Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer nicht nachvollziehen: "Es geht um Gesamtbewerbung, nicht um einzelne Spiele", sagt Ebenbauer zum STANDARD. Und hier sei die Bundesliga mit Free-TV-Partnern wie dem ORF oder oe24.tv, die Zusammenfassungen der Spiele bringen, gut aufgestellt.

Er hält jeden gesetzlichen Eingriff für eine "massive Einschränkung der Vermarktungsmöglichkeiten" und für einen Wettbewerbsnachteil. Im internationalen Vergleich habe Österreich durch den neuen TV-Vertrag zu Ländern wie der Schweiz, Polen oder Rumänien aufgeschlossen, liege aber immer noch hinter Schweden oder Belgien.

Einen Zeitplan bis zur Finalisierung der TV-Schutzliste wollten die Regierungsvertreter nicht nennen. Das Vorhaben muss dann auch noch von der EU-Kommission abgesegnet werden. (Oliver Mark, 15.3.2019)