Liverpools Sadio Mane, beim 3:1-Sieg zweifacher Torschütze, feiert. Bayerns Verteidiger Niklas Süle leidet.

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Es war ein ungeregelter Dexit, die Briten haben keinen Deal gemacht. Ein Remis, fünf Pleiten, 3:17 Tore. Das ist die deprimierende Bilanz der deutschen Fußballbundesligisten in den drei Achtelfinalduellen der Champions League mit den Klubs der englischen Premier League. Im Detail: Schalke 2:10 gegen Manchester City, Borussia Dortmund 0:4 gegen Tottenham und zu guter Letzt die tollen Bayern 1:3 gegen Liverpool. Erstmals seit 2006 steht kein Verein in der Runde der besten acht. Das passt zur Gesamtentwicklung der vergangenen Monate. "Wir sind bei der WM zeitig ausgeschieden, in der Nations League abgestiegen. In der Champions League war für alle im Achtelfinale Schluss. Das ist ein Fingerzeig, dass wir nicht alles richtig machen", sagte der frühere Teamkapitän Michael Ballack und legte den Finger in die Wunde: "Wir dürfen die Dinge nicht schönreden."

Deutsche Pläne

Das hatten sich die Bosse der Deutschen Fußballliga (DFL) vor exakt einem Monat, als sie den 14. Umsatzrekord in Folge (4,42 Milliarden Euro) verkündeten, noch ganz anders vorgestellt. "Das gemeinsame Ziel ist es, die Nationalmannschaft und die Entwicklung des deutschen Fußballs wieder auf Weltniveau zu bringen", schrieb DFL-Präsident Reinhard Rauball im Vorwort des "Wirtschaftsreports 2019". Vom Weltniveau ist der deutsche Kick freilich weit entfernt. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert prangerte deshalb zuletzt die Kommerzdiskussion an. "Diejenigen, die am lautesten und radikalsten weniger Kommerz fordern", sagte Seifert, wollten "den Zusammenhang zwischen nationaler Relevanz und internationaler Wettbewerbsfähigkeit einfach nicht wahrhaben". Das Geld ist auch für Julian Nagelsmann, Trainer von Hoffenheim, der entscheidende Faktor. "So lange der 18. der Premier League 20 Millionen mehr Etat hat, wird es schwer mit der Chancengleichheit. Wir müssen Talente ausbilden. Es gibt keine andere realistische Alternative."

Finanzielle Kluft

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Ajax Amsterdam und der FC Porto das Viertelfinale erreicht haben. Beide Vereine stehen nicht im Verdacht, über mehr Geld als Bayern München und Dortmund zu verfügen. Natürlich können die Bundesligisten seit vielen Jahren finanziell nicht mit der Premier League, den beiden spanischen Topklubs Real Madrid und FC Barcelona oder Paris Saint-Germain mithalten. Dennoch fand der deutsche Fußball Wege zum Erfolg – WM-Titel 2014, Bayern gegen Dortmund im Finale der Champions League 2013.

Klasseunterschied

Von diesen Wegen sind Vereine wie Nationalteam abgekommen, auch wenn Manuel Neuer, der Tormann von Bayern, und Joachim Löw das so nicht wahrhaben wollen. "Es ist ja in Deutschland grundsätzlich so, dass das Bild oft negativ ist." Liverpools Teammanager Jürgen Klopp wollte dem kollektiven Aus zwar "keine übergeordnete Bedeutung" beimessen, der Coach hat dennoch eine Kluft erkannt. "In der Premier League gibt es sechs, sieben Mannschaften, die in jeder Liga der Welt vorne mitspielen würden. Das macht es ein bisschen speziell." Noch spezieller könnte es in zwei Jahren werden. Wenn der Weltverband Fifa ab 2021 eine reformierte Klub-WM ausspielen lässt, kassieren die Teilnehmer Unsummen. Aus England werden einige Klubs dabei sein. Aus Deutschland kommen nach jetzigem Stand nur die Bayern infrage. (sid, red, 14.3.2019)