Am Freitag demonstrieren Schüler weltweit für eine bessere Klimapolitik.

Foto: Christian Fischer

Herbert Grönemeyer forderte es schon in 1986: Als er – damals noch mit rotblonder Mähne – "Kinder an die Macht!" in ein Mikrofon brüllte, waren jene Kinder, die derzeit auf die Straße gehen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren, wahrscheinlich noch nicht einmal in Planung. Heute kann man den Schülern, die jeden Freitag pfeifen und Parolen rufen, eine gewisse Macht nicht absprechen. Der Kleinprotest der mittlerweile 16-jährigen Klimaaktivistin Greta Thunberg hat sich innerhalb eines halben Jahres zu einer weltweiten Bewegung entwickelt.

Heute, Freitag, sollen nun die sogenannten Fridays for Future, wie die Proteste für mehr Klimagerechtigkeit genannt werten, ihren bisherigen Höhepunkt erreichen: Weltweit gehen Schüler in mehr als 1600 Städten auf die Straße, auch in Österreichs Landeshauptstädten wird demonstriert. Höflich, aber bestimmt weisen die Jugendlichen auf der Homepage der deutschen Initiative auf die Dringlichkeit des Themas hin: "Sorry für die Störung, aber es ist wichtig!!!"

Womit die Schüler recht haben: Während sich die öffentliche Debatte um den Klimastreik in Österreich zunehmend auf die Frage beschränkt, ob es in Ordnung sei, dass schulpflichtige Kinder für einen guten Zweck den Unterricht schwänzten, brennt das eigene Haus – wie Thunberg beim Weltwirtschaftsforum in Davos die Erderwärmung veranschaulichte.

Warnende Worte sind mehr als angebracht: Das vom Uno-Weltklimarat auf seine Folgen hin untersuchte 1,5-Grad-Celsius-Ziel wird aller Voraussicht nach nicht erreicht werden. Auch wird es immer unwahrscheinlicher, dass die globale Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter nur um zwei Grad steigen wird. Hinzu kommen der Verlust von Artenvielfalt, Naturkatastrophen und Extremwetterereignisse – um nur einige wenige Auswirkungen zu nennen.

Zivilgesellschaftliches Engagement

Die Jugendlichen haben das Problem erkannt: Jene Menschen, die jetzt die Politik gestalten, werden die Extremauswirkungen erst im hohen Lebensalter spüren. Vor allem die derzeit im Vormarsch befindlichen konservativ-rechten Regierungen haben über das Thema bisher geflissentlich hinweggesehen. Um auch jene zu erreichen, die mittels strohblonden Toupets die Sicht auf die Realität vermeiden, sind breitangelegte Bewegungen wie Fridays for Future notwendig.

Beispiele aus der Vergangenheit – von der 68er-Bewegung bis zu Zwentendorf – zeigen, dass zivilgesellschaftliches Engagement politische Entscheidungen maßgeblich beeinflussen kann. Solange die Jungklimaschützer selbst keine politischen Funktionen einnehmen können, sind hingegen jene an der Reihe, die Forderungen in Gesetzestexte verwandeln können. Vielversprechende Vorschläge gibt es genug. Gerade Österreichs Politiker sollten sich hier – angesichts der Tatsache, dass der Treibhausgasausstoß hierzulande zum dritten Mal in Folge gestiegen ist – selbst beim Kragen nehmen.

Die heimische Klimapolitik scheitert jedoch nicht zuletzt daran, dass Verantwortungen herumgeschoben werden. Dabei sind nicht nur ambitionierte Maßnahmen seitens des Umweltministeriums, sondern konkrete Lösungsvorschläge aus allen Ressorts notwendig – von den Finanzen über Verkehr bis zur Bildung. Aber nicht nur als loses Lippenbekenntnis für künftige Wähler, sondern als oberste Priorität: Klimawandel muss zur Kanzlersache werden. (Nora Laufer, 15.3.2019)