Impfungen bringen mehr, als sie schaden: Die Forschung sticht die Argumente von Impfgegnern mit eindeutigen Belegen aus.

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Es ist eine nicht endenwollende Diskussion: impfen oder nicht impfen? Und das, obwohl die Wirkung von Impfungen außer Frage steht. Dennoch sorgen Falschmeldungen und Gerüchte weltweit immer wieder für Krankheitsausbrüche, Epidemien und Todesfälle. "Das größte Problem sind Ärzte, die vom Impfen abraten", sagt der Infektiologe und Kinderarzt Werner Zenz von der Med-Uni Graz.

"Professionelle Impfkritiker vor den Vorhang zu holen, bedeutet Menschen, die die Realität verweigern bzw. Verschwörungstheorien vertreten, ein Forum zu geben", so Zenz. Unter den Impfgegnern gebe es richtige "Professionisten", die durch die Lande ziehen und ihre Bücher verkaufen. Zenz selbst setzt sich zwar nicht für eine generelle Impfpflicht ein, fordert aber Mediziner auf, vermehrt aus ihrem Alltag zu berichten – etwa wenn sie Patienten mit schweren Erkrankungen behandeln, die durch eine Impfung vermeidbar gewesen wären.

Eindeutige Vorteile

Studien, die eine eindeutig positive Wirkung der Immunisierungen belegen, gibt es viele. Eine davon wurde zur Haemophilus-influenzae-B-Impfung mit 114.000 Kindern in Finnland durchgeführt. 58.000 an ungeraden Tagen geborene Kinder erhielten die HiB-Impfung früh (3., 4., 6. und 16. Lebensmonat), 56.000 mit geradem Geburtsdatum erst im 24. Lebensmonat. In der ersten Gruppe gab es nur vier Fälle invasiver HiB-Infektion, in der Vergleichsgruppe waren es 64.

"Vor der Einführung der Impfung gegen Haemophilus influenzae B in Österreich (1993, Anm.) hatten wir pro Jahr rund hundert invasive HiB-Infektionen, zu 70 Prozent Meningitis, zu 20 Prozent Epiglottitis, eine potenziell ebenfalls lebensgefährliche Entzündung des Kehlkopfdeckels und in zehn Prozent der Fälle eine Sepsis. Aktuelle Zahlen zeigen: In den letzten neun Jahren gab es lediglich neun dieser Fälle. Umgerechnet auf die letzten 20 Jahre heißt das: Durch die Impfung blieben den Österreichern rund 2.000 schwere HiB-Erkrankungen 'erspart'", sagt Zenz.

Drastische Folgen

Trotz vieler eindeutiger wissenschaftlicher Belege zu den Vorteilen führen Impfgegner regelmäßig Beispiele einer angeblichen Schädlichkeit von Impfungen an – etwa Berichte aus dem Jahr 1974, wonach es in Japan neurologische Reaktionen auf einen Impfstoff gegen Keuchhusten (Pertussis) gegeben hat. Zwei Kinder starben damals an den Folgen der Impfung, die Vakzine wurde vom Markt genommen.

In den nächsten Jahren, zwischen 1974 und 1976, fiel die Durchimpfungsrate gegen Keuchhusten in Japan von 80 auf zehn Prozent. Die drastischen Folgen dieser mangelnden Immunisierung: "1979 kam es in Japan zu einer Pertussisepidemie mit 13.000 Fällen und mehr als hundert Toten", so Zenz. Ein neu eingeführter Impfstoff bewirkte in den Folgejahren wieder einen drastischen Rückgang der Keuchhusten-Erkrankungen.

Aktuell zeigen sich die schwerwiegenden Auswirkungen der Impfskepis vor allem bei den Masern. Zenz warnt: "Die weltweite Zahl der registrierten Erkrankungen hat sich 2018 mit 229.000 Erkrankungen gegenüber dem vorangegangenen Jahr verdoppelt. In Europa gab es 2018 rund 80.000 Fälle mit 72 Todesfällen." (APA, red, 18.3.2019)