Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner anlässlich einer Pressekonferenz zum "Abschluss der apostolischen Visitation in der Diözese Gurk-Klagenfurt".

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Salzburg/Klagenfurt– Zwei Monate lang hat der von Rom bestellte Visitator, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, intensive Gespräch in der Diözese Gurk geführt. Nun ist der Visitationsbericht zur Kärntner Kirche fertig, er wird am Montag nach Rom geschickt. "Die Diözese Gurk-Klagenfurt befindet sich, was das Vertrauen betrifft, in einem Ausnahmezustand", fasst Lackner zusammen.

Das 50-seitige Papier nimmt auch zur wirtschaftlichen Gebarung der Diözese zwischen 2008 und 2018 Stellung. Wie angekündigt gab es am Freitag keine Auskunft über konkrete Untersuchungsergebnisse, aber doch deutliche Aussagen. Mängel in der Einhaltung von staatlichen und kirchenrechtlichen Standards hätten sich in der Visitation bestätigt, sagt der Grazer Caritas-Direktor Herbert Beiglböck, der für die wirtschaftliche Prüfung zuständig war. "Wir orten großes Potenzial zur Verbesserung der wirtschaftlichen Angelegenheiten des Bistums." Es sei aber zu keiner missbräuchlichen Verwendung von Kirchenbeiträgen gekommen, und es gebe keine wirtschaftliche Gefährdung des Bistums.

Kränkungen als Wurzel des Misstrauens

"Viele Menschen sind gekränkt und verletzt durch Zurückweisung und Abwertung", sagt der Feldkircher Bischof Benno Elbs. Diese Kränkungen seien die Wurzel des tiefen Misstrauens in Kärnten. Die Kirche müsse nun die Verantwortung für den Klärungs- und Lösungsprozess übernehmen. Voraussetzung dafür sei das Benennen und Erkennen von Schuld und Fehlern, erst dann könne Wiedergutmachung und die Übernahme von Verantwortung erfolgen, betonte Elbs.

Veröffentlicht soll der Bericht vorerst nicht werden, weil es sich um ein laufendes Verfahren handle, und auch zum Schutz jener Personen, die ausgesagt haben, betonte Lackner. Den rund 200 Kärntnern sei die Schweigepflicht zugesagt worden. "Dadurch sind auch Stimmen laut geworden, die wir sonst nicht gehört hätten", so der Salzburger Erzbischof. Er könne sich aber vorstellen, eine Zusammenfassung zugänglich zu machen, wenn das Verfahren abgeschlossen sei. Zu einem Rücktritt von Bischof Schwarz wollte sich Lackner nicht äußern: "Diese Frage beantworte ich nicht. Das muss Rom entscheiden."

Domkapitel kam nicht zur Einsicht

Die Vorwürfe des Gurker Domkapitels, das bemängelte, nicht ausreichend Einsicht in den Bericht bekommen zu haben, wies Lackner am Freitag entschieden zurück. Das Domkapitel sei nach Salzburg eingeladen worden, um den Bericht zu lesen, nur Fotokopien hätten nicht gemacht werden dürfen. "Das Domkapitel hat die Möglichkeit einer Einsicht ohne zeitliche Befristung letztlich nicht in Anspruch genommen", betonte Lackner.

Nach dem Wechsel des früheren Kärntner Bischofs Alois Schwarz nach St. Pölten waren massive Vorwürfe gegen ihn öffentlich geworden. Ihm wird etwa ein unangemessenes Abhängigkeitsverhältnis zu einer Mitarbeiterin und Misswirtschaft vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Untreue, es gibt auch zwei Selbstanzeigen der Diözese wegen Steuerhinterziehung. Die apostolische Visitation des Salzburger Erzbischofs in Kärnten wurde nötig, nachdem der zur Aufarbeitung eingesetzt Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger Ergebnisse aus einem internen Untersuchungsbericht öffentlich gemacht hatte. (Stefanie Ruep, 15.3.2019)