Muss über Berg und Tal: Ben Affleck in "Triple Frontier".

Foto: Netflix

Manchmal erhellt die Produktionsgeschichte die Sicht auf das Erzeugnis. Das Söldnerdrama Triple Frontier, jetzt als Stream bei Netflix abrufbar, sollte eigentlich von Kathryn Bigelow verfilmt werden. Das testosteronhaltige Drehbuch von Mark Boal, der schon den Oscar-gekrönten The Hurt Locker schrieb, schien wie gemacht für sie. Liest man nach, wer schon aller für den Cast infrage kam, kann man nur staunen: Abgesehen von Will Smith (der Bigelow zu star- trächtig war) wurden noch Tom Hardy, Sean Penn, Tom Hanks, Christian Bale, Mahershala Ali u. a. als Darsteller kolportiert.

Keiner davon ist am Ende im Dienst. Und inszeniert hat nicht Bigelow, sondern J. C. Chandor, der selbst noch mit Problemen zu kämpfen hatte, bis Netflix den Film aus der seiner "Produktionshölle" gerettet hat. Das Ergebnis: ein gar nicht so übles existenzialistisches Abenteuerdrama in der Tradition von Nagelbeißfilmklassikern wie Henri-Georges Clouzots Lohn der Angst.

Eine Gruppe von hartgesottenen US-Söldnern (darunter ein gequält dreinschauender Ben Affleck sowie Charlie Hunnam) wird von dem alten Kameraden Santiago, kurz: "Pope" (Oscar Isaac), rekrutiert, um ein letztes Mal – für die eigene Geldbörse – das Leben zu riskieren. Ziel ist das Privatdomizil eines Drogenbosses im brasilianischen Dschungel, wo dessen Vermögen von 75 Millionen Dollar geparkt ist.

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Von Regisseur Chandor stammten zwei der überzeugendsten jüngeren Filme über den US-Kapitalismus: der packende Bankencrashfilm Margin Call sowie das in den 80ern spielende Mafiadrama A Most Violent Year, in dem auch bereits Isaac mitwirkte. Für ein Action-betontes Heist-Drama erscheint er eine eher ungewöhnliche Wahl, und tatsächlich befällt einen beim Zusehen das Gefühl, dass er trotz der flüssigen Inszenierung nicht wirklich ins Material eindringt. Was ihm zuspielt, ist der Umstand, dass das Drehbuch von Boal die Dramatik vom Überfall auf die Flucht verlagert. Die führt per Helikopter über Bergland, und dann weiter zu Fuß über unwegsames Gelände – samt der Last von Millionen Dollar.

Von der Idee, der Spur des Geldes zu folgen, bleibt mithin auch in diesem Film von Chandor noch etwas übrig. Die starken Bilder der Gier, wenn die Männer noch im Haus des Drogenbosses nicht genug in die Taschen stecken können, findet später in der unerhörten Szene ein Echo, in der bündelweise Dollar gegen die Kälte verbrannt werden.

Triple Frontier scheint sich jedoch nicht so richtig festlegen zu wollen, in welches Fach er gehört. Wie seine Helden wirkt er selbst etwas verloren – hin und her baumelnd zwischen Spektakel und Drama, Kino und Streaming. (Dominik Kamalzadeh, 17. 3. 2019)