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Die Vorstandsbestellung in der Casinos Austria AG ist – noch- nicht entschieden. Vorentschieden eher schon.

Foto: Getty Images/Michael Blann

Die Kugel rollt und rollt – und demnächst, wahrscheinlich noch im März, wird sie dann liegen bleiben. Im teilstaatlichen Glücksspielkonzern Casinos Austria AG (Casag) steht die Neubestellung des Vorstands an, in den kommenden Wochen soll der Aufsichtsrat die Entscheidung fällen. Längst haben sich die Kandidaten beim Personalberater Egon Zehnder vorgestellt, längst wird in der Öffentlichkeit spekuliert, wer das Rennen machen wird. Allein: Die Entscheidung des Aufsichtsrats steht noch aus.

Kommende Woche, Dienstag, könnte es, theoretisch, so weit sein. Da tagt jedenfalls der Aufsichtsrat unter Vorsitz von Raiffeisen-Generalanwalt Walter Rothensteiner. Ob das Blatt da wirklich schon aufgedeckt wird, ist fraglich – aber lang wird es nicht mehr dauern. Der umstrittene Casag-Vorstandsvorsitzende, Alexander Labak, geht Ende des Jahres; er, der in den USA Karriere gemacht hatte, konnte nie Fuß fassen im Unternehmen, das via Öbag zu rund 33 Prozent dem Staat gehört. Casag-Konkurrent Novomatic hält 17 Prozent und die tschechische Satzka-Gruppe via Came Holding rund 38 Prozent. Zudem im Führungsgremium des Glücksspielkonzerns: Bettina Glatz-Kremsner, stellvertretende ÖVP-Parteiobfrau, und Dietmar Hoscher, SPÖ.

Roter muss raus

Die neue Konstellation soll so ausschauen: Glatz-Kremsner wird Vorstandschefin, weiters sollen Ex-Erste-Banker Martin Skopek (arbeitet für die Tschechen) und Notenbank-Generalratsmitglied Peter Sidlo im Chefsessel Platz nehmen. Er führt die kleine Investmentfirma Sigma, war im Aufsichtsrat von Günter Kerblers Wiener Privatbank und ist FPÖ-Bezirksrat in Wien-Alsergrund. Hoscher dürfte in die zweite Reihe zurückgeschickt werden; dem Vernehmen nach mit einer ähnlich guten Gage wie bisher. Ob sein Vertrag das so vorsieht, wie oft kolportiert, ist nicht zu eruieren. Er habe keine Kenntnis von einem derartigen Vertrag, sagt Casinos-Sprecher Patrick Minar.

Warum das alles so kommen soll? Da geht es zum einen um Politik und zum anderen um den Machtkampf, den die Casag-Eigentümer nun schon seit längerem miteinander führen.

FPÖ-Mann aus Wien

Die ÖVP-FPÖ-Regierung will die Machtverhältnisse im Vorstand widergespiegelt sehen; Glatz-Kremsner gilt zudem als logische Chefin der Casag. Sie kennt das Haus schon lang und sich aus – und hat, wohl auch angesichts ihrer Gage, reputierliche Jobangebote wie den der Finanzministerin ausgeschlagen. Skopek ist der Mann der Sazka Gruppe. FPÖ-Mann Sidlo, der Finanzchef werden soll, mangels Führungserfahrung aber umstritten ist, dürfte freilich auch von Novomatic unterstützt werden.

Denn der Glücksspielkonzern von Johannes Graf ist an einer staatlichen Lizenz für Online-Gaming interessiert: Da kann die Unterstützung des FPÖ-Vorstandskandidaten nicht schaden. Allerdings würde das Gumpoldskirchner Unternehmen damit zum Casag-Konkurrenten; was die tschechischen Miteigner nicht goutieren. Die Sazka-Gruppe, die im internationalen Lotteriegeschäft aktiv ist, und Novomatic haben sich entfremdet. Zwar haben die beiden Aktionäre einen Stimmrechtsbindungsvertrag für die Hauptversammlung geschlossen, dessen ungeachtet ist es aber zu Streit gekommen.

Aktionäre entzweit

Der bewirkte, dass Sazka ihren Kampf um die Mehrheit im Aufsichtsrat 2018 verloren hat. Novomatic hatte nicht mit Sazka mitgestimmt, sodass die Republik (mit dem Betriebsrat) weiter das Sagen im Kontrollgremium hat. Das Klima zwischen Sazka und Novomatic ist auch heute noch unterkühlt. Dass die tschechischen Aktionäre zudem mit den (partei-)politischen Implikationen rund um den teilstaatlichen Konzern nicht rasend viel anfangen können, hellt die Stimmung auch nicht auf.

Wobei das Gerücht, der Staat wolle den Tschechen ihre Casag-Beteiligung abkaufen, aus Finanzministeriumskreisen dementiert wird. Auch an der Casag-Aufsichtsratsspitze soll sich trotz Gründung der Öbag (die ja in die Aufsichtsräte ihrer Beteiligungen gehen wird) nicht gleich etwas ändern. Zu aufgewühlt seien derzeit die Verhältnisse unter den Casag-Aktionären schon derzeit und man wolle nun erst einmal das neue Management installieren, sagt ein mit der Sache Vertrauter.

Programm zur Kostensenkung

Was die Geschäfte der Casag betrifft, liefen die 2018 ganz gut. Casinos Austria und Lotterien haben zusammen fast 4,5 Milliarden Euro umgesetzt, davon entfielen fast vier Milliarden auf die Lotterien. Der Gewinn lag bei rund 93 Mio. Euro. Das bisherige Sorgenkind Casinos Austria International, um dessen Verbleib in der Gruppe 2018 intern ein harter Kampf entbrannt war, hat sich erholt. Bei den österreichischen Kasinos wird allerdings an der Kostenschraube gedreht: Gewinn und Umsatz gehen zurück. (Renate Graber, 16.3.2019)