Nicolaus Schafhausen (54): kein Erfolg in der Kunsthalle.

Foto: Kunsthalle Wien

Mit Ende März verlässt Direktor Nicolaus Schafhausen die Wiener Kunsthalle. Abschiedsschmerz wird ihn nicht plagen. "Ich bin froh, aus Österreich wegzugehen", sagte er jüngst im Kunstmagazin Monopol. Als Grund für seinen vorzeitigen Abgang hatte er schon letzten Mai einen nach rechts gerückten Diskurs genannt. Kommenden Donnerstag verabschiedet die Kunsthalle Schafhausen mit einer Sause. Dabei gibt es beim Blick auf die Bilanz wenig zu feiern.

70.429 Besucher begrüßte das Haus 2018 an seinen beiden Standorten im Museumsquartier und am Karlsplatz. Diese Zahl will man sich nicht madig machen lassen, man liege damit "im internationalen Vergleich mit ähnlich strukturierten Häusern", heißt es auf Anfrage. Worüber weniger gern geredet wird: 43.383 der Gäste bezahlten – wie berichtet – keinen Eintritt, das sind fast zwei Drittel. Die verbleibenden 27.046 Kunstfreunde brachten Einnahmen von 61.427 Euro.

Auf alle Besucher gerechnet ergibt das einen Durchschnittserlös von bloß 87 Cent. Umgelegt nur auf bezahlte Eintritte, spülte jeder 2,28 Euro in die Kunsthallenkasse.

Geringer Durchschnittserlös dank Angeboten

Mit der Gesamtbesucherzahl liegt man über den Vorjahren. Das Verhältnis zahlender und nicht zahlender Besucher sei relativ konstant, heißt es. Auch das ist nicht berauschend angesichts von regulären Ticketpreisen von acht Euro im Museumsquartier und drei Euro am Karlsplatz.

Wie kommt es zu den Zahlen? Zum Beispiel ist der Eintritt für alle unter 19 Jahren kostenlos, rund 6500 Jugendliche nutzten zuletzt das Angebot. Knappe 4000 Besucher machten indes vom Angebot "Pay as you wish" Gebrauch, das jeden Sonntag Eintritt gegen einen Betrag in selbst gewählter Höhe gewährt. Studenten dürfen permanent um zwei Euro hinein.

Fürstlich dagegen die Subventionen: Heuer stieg die Förderung für die Kunsthalle nach zuletzt 3,85 Millionen auf 4,1 Millionen Euro. Davon werden aber nur 1,2 Millionen für Kunst ausgegeben, mehr als zwei Drittel verschlingt der laufende Betrieb mit 40 Mitarbeitern.

Vergleiche mit anderen Wiener Einrichtungen wie dem Kunstforum oder dem Kunstraum Niederösterreich sind schwierig. Das Kunstforum verzeichnet jährlich etwa 147.000 Besucher, worunter aber viele geladene Gäste fallen, die bei Abendveranstaltungen durch die Ausstellungen geführt werden. Der Kunstraum Niederösterreich kam 2018 mit nur einem Zehntel der Mitarbeiter auf ein Fünftel der Besucher der Kunsthalle (12.167).

Viele Schließtage

Auch bei den Sponsoringeinnahmen performt man schwach: Diese summierten sich 2018 auf lediglich 124.000 Euro. Das ergibt zusammen mit Kartenverkäufen eine Eigendeckung von fünf Prozent. Andere Kennzahlen sind ebenso mau. Nach sechs jährlich eröffnenden Ausstellungen im Museumsquartier waren es 2018 nur deren vier.

Auch die Zahl der Publikationen ist für 2018 geringer ausgefallen. Der Falter zitiert aus einem internen Papier zudem eine hohe Zahl an Schließtagen. Sie dienen üblicherweise zum Auf- und Abbau von Ausstellungen. 2018 soll der Glaskasten am Karlsplatz allerdings an 125 Tagen geschlossen gewesen sein, im Museumsquartier waren es 38 Tage.

Im Juni übernimmt das neue Leitungskollektiv WHW. Schafhausen verantwortet demnächst ein Projekt im NS-Dokumentationszentrum München. (Michael Wurmitzer, 15.3.2019)