Der Hausarzt ist eine der wichtigsten Strukturen der Gesundheitsversorgung auf dem Land. Das neue Public-Health-Institut in Salzburg untersucht nun die Versorgung.

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Landflucht, Hausärztemangel und immer weniger Gesundheitsangebote vor Ort: Besonders im ländlichen Bereich braucht es einen Mix an Maßnahmen, um die Gesundheitsversorgung auf einem guten Niveau aufrechterhalten zu können. Um die Versorgung zu verbessern und die Gesundheitspolitik treffsicher zu machen, hat die Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg (PMU) nun ein Zentrum für Public Health und Versorgungsforschung gegründet.

In dem neuen Zentrum arbeiten Allgemeinmedizin, Pharmazie und Pflegewissenschaft und -praxis zusammen. "Mit dieser Komplexität sind wir im deutschsprachigen Raum einzigartig", sagt Jürgen Osterbrink, Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft.

Die Menschen würden immer älter, dadurch steige die Multimorbidität – also das Zusammentreffen mehrerer Erkrankungen bei einem Patienten – und auch der Anteil der chronischen Erkrankungen. Im Jahr 1990 sei der Anteil der chronischen Erkrankungen laut Weltgesundheitsorganisation noch unter 50 Prozent gelegen, 2020 würden sie bereits 70 Prozent ausmachen. Dadurch würden gesundheitsökonomische Effekte schlagend. Ein Ziel sei es, Unter-, Über- und Fehlversorgung im Gesundheitsbereich zu vermeiden, betont Osterbrink. Im Blick seien künftig besonders die Versorgungsstrukturen in den Regionen.

Kürzungen rechtfertigen

Gesundheitslandesrat Christian Stöckl (ÖVP) sieht in dem neuen Zentrum "das wichtigste und umfassendste Institut" für die Evaluierung der Gesundheitspolitik. Bisher sei eher modulartig gearbeitet worden. Es habe einzelne Projekte, etwa zu Adipositas, Sport und dergleichen, gegeben. "Aber ob sich das dann rechnet und die entsprechende Wirkung hat, wissen wir eigentlich nicht", sagt Stöckl. Er erwarte sich von dem neuen Institut eine große Hilfe für die Politik in der Umsetzung und Evaluierung, um treffsicherer zu werden und einen Überblick zu bekommen, was aufgelassen werden könne.

Als Beispiel nennt Stöckl die Anzahl der Orthopädiebetten. Der Strukturplan Gesundheit habe gezeigt, dass es in Salzburg zu viele Ortho-Betten gebe. Das Institut könnte mit wissenschaftlichen Fragestellungen etwa Gründe finden, warum die Betten benötigt werden. "Aber wir haben trotz der Touristen eine Überversorgung", sagt Stöckl. Der Gesundheitslandesrat erhofft sich durch das neue Institut einen "wissenschaftlichen Background für Strukturreformen". Es ist also nicht auszuschließen, dass das Institut Erhebungen durchführt, um etwaige Kürzungen zu rechtfertigen.

Online-Studiengang

Das neue Zentrum soll auch neue Versorgungsansätze schaffen und Fachleute für Public Health ausbilden. Im April startet der komplett onlinebasierte Masterstudiengang. "Wir leisten einen Betrag zur Erhebung der Volksgesundheit", sagt PMU-Rektor Herbert Resch. Ein eigenes Budget wird es für das neue Zentrum nicht geben, die Mittel kommen aus den bestehenden Strukturen. Die PMU habe sich in den letzten Jahren von einer rein medizinischen zu einer gesundheitswissenschaftlichen Universität entwickelt, da auch Pharmazie und Pflegewissenschaften angeschlossen seien. (Stefanie Ruep, 29.3.2019)