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Nach dem Überfall besuchten südkoreanische Journalisten die Botschaft in Madrid, standen aber vor verschlossenen Türen.

Foto: REUTERS/Sergio Perez

Am 22. Februar stürmten zehn maskierte Angreifer Nordkoreas Botschaft in Madrid. In der Auslandsvertretung hielten sich zu diesem Zeitpunkt lediglich acht Diplomaten und Besucher auf. Die Vermummten, die laut aktuellem Ermittlungsstand Waffenattrappen trugen, fesselten und schlugen das Personal.

Der Anführer des Kommandos schloss sich mit dem nordkoreanischen Geschäftsträger ein und verhörte ihn. Als die spanische Polizei eintraf, flüchteten die Angreifer in zwei Diplomatenlimousinen aus dem Fuhrpark der Botschaft. Bei dem Überfall sollen sie Rechner, Mobiltelefone, Datenträger und Dokumente erbeutet haben, bis heute hat die nordkoreanische Botschaft keine Anzeige erstattet. Laut "Washington Post" filmten die Angreifer die gesamte Operation, haben aber bisher kein Video veröffentlicht.

Überfall kurz vor Hanoier Gipfel

Während spanische Medien über eine Beteiligung des US-Geheimdiensts CIA spekulieren, berichtet die "Washington Post", dass die Widerstandsgruppe "Cheollima-Zivilverteidigung" hinter dem Überfall stecke. Mehrere von der US-Zeitung befragte Experten halten es für unwahrscheinlich, dass der US-Auslandsgeheimdienst nur fünf Tage vor dem zweiten Treffen zwischen Präsident Donald Trump und seinem nordkoreanischen Amtskollegen Kim Jong-un den Gipfel durch eine derart provokante Aktion gefährdet hätte.

Die bisher kaum an die Öffentlichkeit getretene Gruppe, die sich nach dem mythischen Flügelpferd Cheollima benannt hat und auch als "Free Joseon" auftritt, veröffentlichte am 28. Februar ein Manifest, in dem sie sich zur Übergangsregierung ausruft und die nordkoreanische Bevölkerung zum Widerstand gegen das Kim-Regime aufruft. In dem zugehörigen Video verliest eine Koreanerin, deren Gesicht verpixelt ist, die Deklaration.

Das am 28. Februar veröffentlichte Video der "Cheollima-Zivilverteidigung".
자유조선 - Free Joseon

Auf ihrer Webseite verkaufen die Rebellen auch schon Visa für ein befreites Nordkorea, die mit der Kryptowährung Ethereum zu bezahlen sind und derzeit 120 Euro kosten. Der bisher einzige dokumentierte öffentliche Auftritt der nordkoreanischen Dissidenten besteht aus mehreren E-Mails, die ein Vertreter der Gruppe im September 2017 nach der Ermordung Kim Jong-nams, des Halbbruders Kim Jong-uns, an die Redaktion des "Wall Street Journal" schickte.

In diesen Schreiben erklärten sie, nach dem Giftanschlag auf dem Flughafen Kuala Lumpur den Sohn des Opfers außer Landes gebracht zu haben, weil diesem ein ähnliches Schicksal wie seinem Vater gedroht habe. Dabei seien sie von den USA, China und den Niederlanden unterstützt worden, behaupten die Aufständischen, die laut eigenen Angaben bereits eine Übergangsregierung gebildet haben. (bed, 18.3.2019)