Wien – Als ein Asteroid die Ära der Dinosaurier (mit Ausnahme der Vögel) beendete, ließ das die Pilze ungerührt. Doch zuvor waren auch sie einmal in Not, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Die Wissenschafter haben die bewegte Geschichte der Fungi anhand der DNA von mehr als 5.000 Pilzarten nachvollzogen. Die Ergebnisse erschienen im Fachjournal "Nature Ecology & Evolution".

Die Agaricomycetes sind die mit Abstand größte Klasse der Ständerpilze. Auch die Birkenpilze (Foto) zählen dazu.
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Artenreiche Klasse

Die untersuchten Agaricomycetes, zu denen etwa Fliegenpilze, Champignons, Steinpilze und Parasole gehören, begannen sich im Jura (vor 201 bis 145 Mio. Jahren) in verschiedene Klassen aufzuteilen. Diese Entwicklung passierte, als das Klima warm war und sich die Nadelhölzer in den Tropen und Subtropen ausbreiteten, so die Wissenschafter um Laszlo Nagy von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. An der Grenze zur nachfolgenden Kreidezeit (vor 145 bis 66 Mio. Jahren) gab es bei den Pilzarten allerdings ein Massenaussterben. Zu dieser Zeit änderten sich die Bodenverhältnisse, was den Pilzen möglicherweise übel mitspielte.

Vor 145 Millionen Jahren spitzte sich die Lage für die Pilze zu. Doch dann begann ihr Aufstieg.
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Erfolgsdesign Stiel und Hut

Die Bedingungen in der Kreide passten ihnen jedoch wieder, ebenso im nachfolgenden Paläogen (vor 66 bis 23 Mio. Jahren, früher Tertiär genannt). Die Agaricomycetes entwickelten in dieser Zeit ihr heutiges, klassisches Erscheinungsbild mit Stiel, Hut und Lamellen. Dies war wohl eine Schlüsselerfindung in der Pilzentwicklung, denn daraufhin entstanden besonders viele neue Arten, so die Forscher, zu denen auch der Salzburger Pilzexperte Wolfgang Dämon gehört. Er hat die Identifikation einiger bisher unbekannter Arten zu der Studie beigesteuert.

Ein potenziell tödlicher Vertreter der Agaricomycetes: der Knollenblätterpilz.
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Klima-Profiteure

Die Katastrophe, die zum Untergang der Dinosaurier an der Kreide-Paläogen-Grenze vor 66 Millionen Jahren führte, ließ die Pilze offensichtlich kalt. In ihrem Stammbaum sind aus dieser Zeit keine Zeichen eines Massenaussterbens zu erkennen, berichten die Wissenschafter. Möglicherweise profitierten sie sogar davon, dass viele Bäume aufgrund der Folgen des Meteoriteneinschlages abstarben. Es folgte ihre Blütezeit, während einer Epoche, als auch die Nacktsamer wie Ginkgo, Nadelhölzer und Palmfarne, sowie Reptilien vom feuchten Klima profitierten und sich in unterschiedlichste Arten auffächerten.

Heute zeichnet die Agaricomycetes eine Besonderheit in der Verbreitung aus. Während bei allen untersuchten Pflanzen und Tieren die Artenvielfalt von den Polen zu den Tropen zunimmt, hat sie bei den Pilzen in den Gemäßigten Zonen ihren Höhepunkt. Deshalb gibt es auch zum Beispiel in Österreich besonders viele verschiedene Pilze. (red, APA, 19.3.2019)