Löw will der stark verjüngten Mannschaft dauerhaft Vertrauen schenken, auch im Fall von Rückschlägen.

Foto: APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ

Wolfsburg – Bundestrainer Joachim Löw steht vom ersten Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft des Jahres an unter besonderer Beobachtung. Nach der Ausmusterung der Ex-Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng verschärfte eine Diskussion um Manuel Neuer als Nummer eins seine Situation zusätzlich. Am Mittwoch geht es freundschaftlich gegen Serbien, ehe Sonntag der Start in die EM-Qualifikation ansteht.

Mit dem Auswärtsspiel gegen die Niederlande wartet auf Deutschland da gleich eine hohe Hürde. Löw wird am Ergebnis gemessen werden. "Das ist klar", meinte er dazu. Ein Vorgänger sieht ihn unter großem Druck. "Wenn du in der Verantwortung bist, dann stehst du für Resultate. Wenn du CEO einer großen Company bist, dann musst du die Bilanzen zeigen, musst die Ergebnisse zeigen. Und wenn die nicht stimmen, musst du irgendwann gehen", sagte Jürgen Klinsmann in seiner Funktion als neuer Experte des Senders RTL.

Amsterdam im Fokus

Gegen die Serben wird in der VW-Stadt Wolfsburg gespielt. Der Austragungsort ist bewusst gewählt: Der Autokonzern ist seit Beginn des Jahres neuer Generalsponsor des deutschen Fußballverbands. Löw reiste nach einer Zahn-OP am Sonntag verspätet zum Teamcamp an. Die Partie gegen die Serben um die Frankfurt-Profis Luka Jovic, Mijat Gacinovic und Filip Kostic ist für ihn ein Neustart nach dem WM-Desaster und dem Abstieg in der Nations League. Der Blick ist jedoch schon Richtung Amsterdam gerichtet.

"Neue Herausforderung, neue Zeitrechnung"

"Alles ist ausgerichtet auf die Partie gegen Holland. Die Woche steht in diesem Zeichen", betonte Löw. "Wir stehen vor einer neuen Herausforderung, einer neuen Zeitrechnung", erklärte er. Der stark verjüngten Mannschaft will er dauerhaft Vertrauen schenken, auch im Fall von Rückschlägen. Eine souveräne Qualifikation für die EM 2020 ist das klare Ziel: "Wir wollen uns nicht irgendwie durchwursteln."

Risiko

Die jüngsten Debatten um die Ausbootung von Müller und Co. sah Löw kommen. Er gehe damit ein "gewisses Risiko" ein: "Ich bin bereit, das Risiko zu tragen." Neuer, Toni Kroos und Matthias Ginter sind aktuell die einzigen verbliebenen Weltmeister von 2014 im 23 Spieler umfassenden Aufgebot. Neuer ist mit 32 Jahren der einzige Ü30-Akteur – und alles andere als unumstritten.

So hat sich auch der deutsche Ehrenspielführer Lothar Matthäus im Zweikampf zwischen Neuer und Marc-Andre ter Stegen für den Torhüter des FC Barcelona eingesetzt. "Ter Stegen hat eine faire Chance aufgrund seiner Weltklasse-Leistungen in den letzten beiden Jahren verdient. Wenn schon Leistungsprinzip, dann für alle", sagte Matthäus der "Bild"-Zeitung. Löw hatte zuletzt bekräftigt, dass Neuer derzeit weiter Stammtorwart der DFB-Elf ist. Wer gegen die Serben im Tor stehen wird, ließ er am Dienstag aber offen. (APA, 19.3.2019)