2018 hat Wien Energie in Summe weniger Strom, Gas und Wärme verkauft.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wien – Der größte regionale Energieversorger Österreichs, Wien Energie, will nach Abschluss eines tiefgreifenden Restrukturierungsprogramms nun wieder kräftig durchstarten. Dazu zählt ein Investitionsprogramm, das die am Dienstag genannte eine Milliarde Euro bis 2023 noch deutlich übersteigen könnte.

Es steht die Ertüchtigung einer Reihe von Kraftwerken an, allen voran des Blocks Simmering 2. Dieser ist 1977 ans Netz gegangen und nähert sich nach mehr als 40 Jahren Stromproduktion seinem Ende. Eine neue Gasturbine koste je nach Konfiguration 300 bis 400 Millionen Euro, sagte Wien-Energie-Chef Michael Strebl am Dienstag am Rande der Bilanzpräsentation dem STANDARD.

Simmering 2 ist neben dem Block 1 in Simmering und Donaustadt eines von drei Kraftwerken, das Wien Energie für kurzfristiges Engpassmanagement der Verbund-Tochter APG bereithält.

Gibt es irgendwo im Netz einen Spannungsabfall, weil mehr Strom nachgefragt wird, als zur Verfügung steht, müssen so rasch wie möglich Reservekraftwerke angeworfen werden. Allein 2018 sei dies an 145 Tagen der Fall gewesen.

Langfristige Sicherheit

Strebl fordert langfristige Sicherheit, dass die Vorhaltung von Kraftwerksleistung bezahlt wird. Drei Jahre, wie dies 2018 mit der APG fixiert wurde, seien "eindeutig zu kurz". Gebe es diese Sicherheit nicht, könne man kein Geld ausgeben.

Weiter unklar ist auch, wie es mit dem Biomassekraftwerk Simmering mit Auslaufen der Förderung im Juli weitergeht. Das Kraftwerk betreibt Wien Energie gemeinsam mit den Österreichischen Bundesforsten; der Betrieb rechnet sich ohne Förderung nicht. Ohne Anschlussfinanzierung müsse das Kraftwerk eingemottet und zusätzlicher Strom zur Versorgung der Kunden zugekauft werden, sagte Strebl.

Viel Geld für Erneuerbare

Von der einen Milliarde Euro, die bis 2023 an fixen Investitionen vorgesehen sind, soll die Hälfte in den Ausbau erneuerbarer Energien fließen, allen voran Fotovoltaik. Der langfristige Plan sieht vor, dass Wien Energie bis 2030 rund 600 Megawatt an Fotovoltaikleistung installiert hat. Damit könnten bilanziell 250.000 Haushalte mit Strom versorgt werden.

2018 hat Wien Energie in Summe weniger Strom, Gas und Wärme verkauft. Bei einem Umsatz von 1,44 Milliarden Euro (plus 17,4 Prozent) ist der Jahresüberschuss um zwölf Prozent auf 75,8 Millionen Euro gesunken. Das im Herbst 2016 lancierte Personaleinsparungsziel sei erreicht, die Zahl der Beschäftigten um rund 400 auf 2250 Vollzeitäquivalente gesunken. Nun wird wieder Personal aufgenommen, vor allem in neuen Geschäftsfeldern. (stro, 19.3.2019)