Eine Bettlerin im Salzburger Kirchenbezirk.

foto: apa/gindl

Salzburg – Es klingt ein wenig wie eine billige Polemik kirchenkritischer Kreise, ist aber eine reale Forderung: Der Salzburger Franziskanerorden fordert die Ausweitung der Bettelverbotszonen in der Salzburger Altstadt. Der auf Leben und Wirken des Franziskus von Assisi zurückgehende Orden wurde als Bettelorden gegründet.

Ausgerechnet der Bettelorden der Franziskaner fordert die Ausweitung der Bettelverbotszone in Salzburg.
ORF

Auslöser der ungewöhnlich anmutenden Forderung waren handgreifliche Streitereien unter Bettlerinnen am Wochenende vor der Franziskanerkirche, in die auch ein Pater verwickelt war. Der tätlich ausgetragene Konflikt musste von der Polizei geschlichtet werden. Verletzt wurde dabei aber niemand.

Angst vor Bettlern

Der Vorfall vom Wochenende dürfte freilich nur der Anlass für die Verbotsforderung gewesen sein. Die Franziskaner hätten schon wiederholt intern gegen die Bettler Stellung bezogen, heißt es aus Kirchenkreisen. Die Bettler hätten "einen Belagerungsring" um Kirche und Kloster gezogen, wird ein Ordensmann vom lokalen ORF zitiert. Viele Menschen würden sich nicht mehr in die Kirche wagen. Einem ehrenamtlichen Mitarbeiter sei sogar ein Zahn ausgeschlagen worden. Inzwischen haben die Franziskaner auch ihre Wärmestube und die Armenausspeisung geschlossen.

Die Bettelverbotszonen in der Stadt Salzburg umfassen weite Teile der Altstadt. Sie sind in der seit Oktober 2017 in Kraft, nachdem der Verfassungsgerichtshof das ursprüngliche Verbot aus dem Jahr 2015 gekippt hatte.

Kircheninterner Konflikt

In der katholischen Kirche Salzburgs hat der Vorstoß der Franziskanermönche zu deutlichen Verstimmungen geführt. Die Erzdiözese stellte sich gegen die Franziskaner, Verbote würden die Probleme lediglich verlagern.

Auch die Caritas geht auf Distanz. "Seit Jahren kommt die gleiche Gruppe aus Rumänien nach Salzburg. Hier gibt es ein gutes Miteinander", heißt es in einer Stellungnahme der Caritas-Wohnungslosenhilfe. Eine Zunahme der Gewaltbereitschaft sei nicht beobachtet worden.

Soziale Probleme

Zurückhaltend reagiert die Plattform für Menschenrechte. "Soziale Probleme erfordern soziale Maßnahmen", sagt Plattform-Sprecherin Alina Kugler im STANDARD-Gespräch. Sie plädiert für ein moderiertes Gespräch aller Beteiligten; also auch mit Einbindung jener Salzburger, die sich vor den Bettlern fürchten. (Thomas Neuhold, 19.3.2019)