Der Magerrasen-Perlmuttfalter (Boloria dia) kommt nur auf naturnahen Trockrasenflächen vor. Er zählt zu jenen Arten, die durch die landwirtschaftliche Intensivierung besonders bedroht sind.

Foto: Senckenberg/Schmitt

Dass die industrielle Landwirtschaft und die mit ihr einhergehenden Veränderungen der Natur hauptverantwortlich dafür ist, dass die Insektenpopulationen immer mehr ausdünnen, ist mittlerweile durch zahlreiche Studien belegt. Nun hat ein deutsch-polnisches Team die konkreten Auswirkungen verschiedener Landnutzungsmodelle auf die Schmetterlingsfauna genauer analysiert. Die Wissenschafter konnten dabei zeigen, dass es auf Wiesen mit angrenzender intensiver Landwirtschaft nicht einmal die Hälfte der Tagfalterarten gibt, wie auf Flächen in Naturschutzgebieten.

Weit über 30.000 Insektenarten sind in Zentraleuropa bekannt – doch ihre Menge nimmt dramatisch ab. Von den 189 aktuell in Deutschland vorkommenden Tagfalterarten steht knapp die Hälfte auf der Roten Liste, 5 Arten sind bereits ausgestorben, weitere 12 Arten vom Aussterben bedroht. "Es wird davon ausgegangen, dass dieser negative Trend größtenteils durch die Industrialisierung der Landwirtschaft bedingt ist", erklärt Thomas Schmitt vom Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut (SDEI) in Müncheberg. "In unserer neuen Studie haben wir überprüft, wie sich die Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung konkret auf die Tagfalter-Fauna auswirkt."

Auf die Umgebung kommt es an

Zu diesem Zweck haben die Forscher rund um Schmitt auf 21 Wiesenflächen östlich von München das Vorkommen von Tagfalter-Arten erfasst; 17 dieser Areale liegen inmitten von landwirtschaftlich genutzten Flächen, vier in naturnah bewirtschafteten Naturschutzgebieten. "Unsere Ergebnisse zeigen einen klaren Trend: In der Nähe von intensiv bewirtschafteten, regelmäßig gespritzten Feldern ist die Tagfalter-Vielfalt und Anzahl deutlich geringer, als auf Wiesen in der Nähe von wenig bis ungenutzten Flächen", so der Erstautor der Studie, Christian Habel von der Technischen Universität München.

Insgesamt 24 Tagfalter-Arten und 864 Individuen haben die InsektenforscherInnen auf allen Flächen gezählt. "Auf den Wiesen innerhalb der landwirtschaftlich genutzten Felder haben wir im Schnitt 2,7 Tagfalter-Arten pro Besuch gefunden, auf den vier Untersuchungsgebieten innerhalb der beiden Naturschutzgebiete 'Dietersheimer Brenne' und 'Garchinger Heide' waren es durchschnittlich 6,6 Arten", ergänzt Werner Ulrich von der Copernicus-Universität im polnischen Thorn. Dabei waren es besonders die Spezialisten unter den Faltern, die auf die naturnahen Areale angewiesen sind. "Generalistische", also anpassungsfähigere Tiere fanden die WissenschafterInnen auch auf den anderen Gründlandparzellen.

Umweltverträgliche Anbaumethoden

"Unsere Studie unterstreicht die negativen Auswirkungen der industrialisierten, konventionellen Landwirtschaft auf die Tagfalter-Vielfalt und zeigt, dass dringend umweltverträglichere Anbaumethoden benötigt werden. Weitere Untersuchungen vor Ort können zudem dabei helfen, einzelne für das Insektensterben verantwortliche Faktoren zu identifizieren und entsprechend entgegenzuwirken", meint Schmitt. (red, 20.3.2019)