Hauptthema der ersten "Factum"-Sendung war Missbrauch in der katholischen Kirche.

Foto: Servus TV / Addendum

Das was fehlte in Factum, dem neuen Politikmagazin auf Servus TV, war eine Interviewpassage, die vorab als Ankünder auf Facebook geteilt wurde: Darin erklärt ein katholischer Publizist, dass der Zölibat nicht Ursache für sexuellen Missbrauch in der Kirche sein kann. Sondern ihn sogar verhindert, weil – sinngemäß – es ja der Enthaltsamkeit widerspreche, Kinder zu vergewaltigen.

Am Ende war es aber gut, dass in der Premiere des Magazins am Mittwoch (22.15 Uhr), diese ganz verquere Passage gefehlt hat. Denn das erste Thema, eben der Missbrauch in kirchlichen Strukturen, füllte so schon die ersten zwei Drittel (!) – der 45-minütigen Sendezeit – und war damit weniger ein langer Magazinbeitrag als eine kurze Doku. Die war einwandfrei gemacht, was bei diesem Thema zwangsläufig bedeutet, dass sie den Zuschauer bedrückt, betroffen und wütend macht. Das wird nicht besser, wenn sich Waltraud Klasnic für ihre Opferschutzkommission im anschließenden Interview mit Moderator Michael Fleischhacker im Whataboutism übt und nach der letzten Frage noch reklamiert, dass es nicht nur in der Kirche Missbrauch gebe.

Die hinteren Sendungsminuten werden den weicheren Themen gewidmet – da kommentiert etwa ein Reporter, der lieber vor als hinter der Kamera steht, den Schulstreik für das Klima. Und Neos-Abgeordneter Gerald Loacker kritisiert, warum die Schüler für die Demo die Schule schwänzen – diese Frage habe "kaum einer gestellt" (abgesehen von so gut wie allen konservativen Kommentatoren). Es folgt ein erstaunlich unfundiertes Resümee des Reporters, dass "ein Großteil" der Schüler den Protest "hauptsächlich als Event sieht". Wem hat das gefehlt? (Sebastian Fellner, 20.3.2019)