Bitte warten: Ist am iPhone der Fingerabdrucksensor nicht aktiviert, kringelt sich die App zu Tode.

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Wien – Zuerst die falsche Zimmernummer, dann das Formular nicht richtig ausgefüllt, und übrigens, um aufgerufen zu werden, bitte zuerst eine Nummer ziehen: Österreichs Ämter können ganz schön kompliziert sein. Und beim "Digitalen Amt", Prestigeprojekt der türkis-blauen Bundesregierung, ist das mitunter nicht anders – vor allem, wenn der Bürger oder die Bürgerin die Smartphone-App benutzt. Denn während die angebotenen Dienste auf der Website oesterreich.gv.at weitestgehend anstandslos funktionieren, weist die App Tücken auf. DER STANDARD machte den Selbsttest.

Scheitern an der Handysignatur

Voraussetzung dafür, Amtswege digital zu erledigen, ist die Handysignatur. Diese muss man davor schon persönlich am physischen Amt beantragt, registriert und mit einem selbst gewählten Passwort versehen haben. Um sie in der App zu aktivieren, gibt der Nutzer seine Handynummer und das Passwort ein. Der dann per SMS verschickte Einmal-Code soll die Identifizierung sichern und öffnet die Türen für die Online-Services. Wenn man so weit kommt.

Denn DER STANDARD scheiterte schon an der Handysignatur: Am iPhone drehte sich das kreisförmige Wartesymbol bis zur Erschöpfung, es blieb nur noch der gewaltsame Stopp der App – da war kein Weiterkommen. Ähnlich am – zugegebenermaßen in die Jahre gekommenen – Samsung-Gerät, auf dem Googles Android-Betriebssystem läuft. Da erschien wenigstens eine Fehlermeldung.

Fingerabdruck-Sensor als Pflicht

Das gleiche Problem schildern mehrere Nutzer, die Rezensionen in den App-Stores der beiden Betriebssysteme verfasst haben. Auf Nachfrage des STANDARD heißt es aus dem Büro der zuständigen Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP), dass die meisten Fehlermeldungen – etwa ein Drittel – derzeit die Anmeldung mit der Handysignatur betreffen. Und dass die geschickten Screenshots darauf hindeuteten, dass auf den beiden Handys der Fingerabdruckscanner deaktiviert sei.

Tatsächlich ist die Funktion am genutzten iPhone aus Datenschutzgründen ausgeschaltet (am alten Samsung-Handy ist sie überhaupt nicht vorhanden). Um die Funktionen der App weiter testen zu können, kam ein privates Leih-iPhone zum Zug, auf dem der Sensor aktiviert ist – und auf dem die Anmeldung mit der Handysignatur dann auch funktionierte.

Scannen, drücken, Code eingeben

Das ging allerdings nicht, ohne den einen oder anderen Nerv zu strapazieren: Denn für die Anmeldung ist es erforderlich, mit dem verwendeten Handy einen QR-Code zu scannen. Dafür ist ein zweites internetfähiges Gerät notwendig – die App schlägt etwa einen Laptop vor, DER STANDARD hat ja zum Glück noch das nicht fingerabdruckfähige Zweithandy. Es folgt eine zähe Reihe von SMS-Code-Eingaben und der sich wiederholenden Aufforderung, den Fingerabdruck des Handybesitzers zu scannen.

Hat man diesen – einmaligen – Anmeldungsprozess hinter sich, läuft so weit aber alles flüssig: Die Beantragung einer Wahlkarte für die EU-Wahl am 26. Mai verlief problemlos und intuitiv (bis zu dem Punkt, an dem die App darauf hinweist, dass man für die Briefwahl eine Begründung braucht, die DER STANDARD nicht bieten kann).

4.300 Chats mit Mona

Mehrere Hundert Bürger haben laut Auskunft aus dem Wirtschaftsministerium bereits eine Wahlkarte über das digitale Amt beantragt, bei acht davon sei es zu Fehlern gekommen. Probleme gab es Anfangs auch beim App-Download für Apple-Handys, die Applikation war erst am späten Dienstagabend verfügbar. Knapp 18.000 Downloads zählte das Ministerium insgesamt.

Weil man "aufgrund der strengen Datenschutz- und IT-Sicherheitsrichtlinien" für die Fehlersammlung nicht auf automatische Datensammlung zurückgreifen könne, bittet das Ministerium um Feedback unter der Telefonnummer 01/71123 88 44 66. Dort seien bereits 79 Fälle bearbeitet worden – und Roboterassistentin Mona, die in der App zur Verfügung steht, chattete schon mit 4.300 Nutzern des digitalen Amts. (Sebastian Fellner, 22.3.2019)