Um 1620 vom florentiner Hofmaler Tiberio Titi porträtierter Begleithund. Das Dorotheum hatte eine italienische Herkunft im April 2018 ausgeschlossen – das Gemälde blieb unverkauft. Nun gastiert es mit detailierter Expertise in Maastricht.

Foto: Galerie Canesso, Paris

Aufschluss über die Herkunft geben laut Anton Schoberwalter in der Regel die Halsbänder: auf diesen finden sich oftmals die Monogramme der Besitzer. In diesem Fall könnte das bislang nicht identifizierte Wappen Hinweise liefern. Die Schrägbalken sind jedenfalls ein typisches Merkmal für italienische Heraldik.

Foto: Galerie Canesso, Paris

Dieser 1668 verewigte Dackel eines gewissen Herrn Bosen wird aktuell vom Kunsthändler Rafael Valls (London) angeboten. Gemalt wurde er von einem "Felix Eimermann", der, wie Artcurial in seinem Auktionskatalog 2018 vermerkte, in Wien tätig gewesen sein soll.

Foto: Rafael Valls, London

Sieht man von Assistenzhunden ab, ist Vierbeinern der Zutritt zu Kunstmessen gemeinhin ja untersagt. Nicht auszudenken, ein Lebendexemplar würde spontan das Hinterbeinchen heben oder ausbüchsen und durch die Gänge tollen. Genug der Schreckensszenarien, Verbot ist Verbot.

Etwa auch in den heiligen Hallen des Messegeländes in Maastricht, wo derzeit (bis inklusive 24.3.) die Tefaf (The European Fine Art Fair) anberaumt ist. Und hier stößt man auf die einzig akzeptierten Ausnahmen der Branche, wenn es um Haustiere geht: gemalte oder kunstgewerblich verarbeitete, die als Motiv in der Kunstgeschichte auf eine lange Tradition zurückblicken.

"Durch hohe Fürsten Gnad…"

Dazu gehören vor allem Katzen, die bevorzugt in der Antikensektion eines neuen menschlichen Sklaven harren. Oder auch Hunde: darunter das Porträt eines Dackels bei Rafael Valls (London), 1668 von einem einst angeblich in Wien tätigen Felix Eimermann gemalt und mit einer Inschrift versehen: "Durch hohe Fürsten Gnad war Ich Herr Bosen Geben, zu seinen treuen dinst, so lang Ich würde leben, die Haasen jagte Ich, Ich suchte Tachsen Farth, deswegen Ich auch selbst ein Tachs genennet ward". Kostenpunkt für den garantiert stubenreinen Teckel: umgerechnet 64.300 Euro, bei Artcurial wurde er im November für nur 13.000 Euro versteigert.

Mit 220.000 Euro fällt ein gescheckter lebensgroßer Hund bei der Galerie Canesso (Paris) noch teurer aus. Das Gemälde gastierte im April 2018 im Dorotheum, datiert "um 1570" und einem "österreichischen Hofmaler" zugewiesen. Im Katalogtext verwies das Dorotheum auf den amerikanischen Kunsthistoriker Thomas DaCosta Kaufmann, ein für mitteleuropäische Kunst 1550–1620 ausgewiesener Experte.

Begleitund im Dalmatiner-Kostüm

Mangels einer Signatur versuchte man, die kunsthistorische Herkunft des Bildes zu rekonstruieren. Italien hielt DaCosta Kaufmann für "unwahrscheinlich", da dem Bild, "die stilistische Nähe zu den Werken von Florentiner Hofkünstlern" fehle. Stattdessen hielt man eine Ausführung in Tirol für möglich.

Das auf 80.000 bis 120.000 Euro geschätzte Bild blieb in Wien unverkauft und drehte im Juli bei Hampel in München die nächste Runde: als "Bildnis eines Dalmatiner-Jagdhundes" eines – Überraschung! – "Florentiner Hofmalers", um 1620 datiert. Verkauft wurde es dort für rund 84.000 Euro inklusive Aufgeld. In Maastricht buhlt es nun als Werk eines gewissen Tiberio Titi, der als Hausmaler der Medici-Großherzöge der Toskana tätig war.

Das Gemälde wurde zwischenzeitlich restauriert und von Übermalungen befreit. Letztere waren in den Auktionskatalogen nicht erwähnt worden, obwohl so zahlreich, dass man von einem Dalmatinerkostüm sprechen könnte. In der nun dem Original näheren Fassung sind die schwarzen Flecken im Fellkleid des Hundes deutlich geringer.

Identifikation über Halsband

Mit einem Dalmatiner, versichert Anton Schoberwalter, habe dieser Hund jedenfalls nichts zu tun. Vielmehr handle es sich eher um einen Nachkommen einst aus England oder Irland importierter Doggen, ist der auf historische Hundedarstellungen spezialisierte Experte überzeugt. Bis zur Schließung 2014 leitete er das Europäische Hundemuseum im burgenländischen Klostermarienberg und wird noch heuer, unterstützt vom Österreichischen Kynologenverband, eine "Österreichische Hundegeschichte" publizieren.

Bei dem in Maastricht gastierenden Genossen handle es sich um den klassischen Typ des Begleithundes, der sein Herrchen auch nächtens im Schlafgemach bewachte. Hinweise auf seinen einstigen Halter und damit auch den Auftraggeber des Porträts könnte das Wappen am Halsband des Hundes liefern. Eine Identifikation scheiterte bislang. Auf Anfrage bei der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft "Adler" liefert Herbert Aue einen vielversprechenden Hinweis: Es handelt sich um ein italienisches Wappen, erkennbar an den Schrägbalken, die ein untrügliches Zeichen für die italienische Heraldik seien. (Olga Kronsteiner, 23.3.2019)