Österreichs Teamchef Manfred Zsak fährt sicher nicht als Tourist zur EM nach Irland.

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Wien – Es gibt sie doch, die leidenschaftlichen, mental gefestigten österreichischen Fußballer. Sie sind Jahrgang 2002 und Teil jener U17-Auswahl, die sich dieser Tage für die EM vom 3. bis 19. Mai in Irland qualifiziert hat. Teamchef Manfred Zsak schätzt den Erfolg "als sehr hoch ein. Wir zählen zu den 16 besten in Europa."

"Ständiger Lernprozess"

Das Turnier der Eliterunde in Antalya wurde auf Platz zwei beendet. Auf ein fulminantes 5:1 gegen Rumänien folgte ein durchwachsenes 0:0 gegen Gastgeber Türkei. Das letzte Match gegen Italien wurde zwar 1:4 verloren, was aber für die Qualifikation wurscht war. Zsak: "Die Niederlage zeigte uns die Grenzen auf, Fehler werden bestraft. Italien hat ganz andere Voraussetzungen, die haben ein enormes Potenzial. Sebastiano Esposito hat bereits für Inter Mailand in der Europa League gespielt. Für uns ist es ein ständiger Lernprozess." Zsak rekrutiert das Personal aus den heimischen Akademien, sie kommen von Rapid, Austria, Liefering, Admira, Sturm, St. Pölten, Mattersburg. Legionäre sind in dieser Altersstufe rar gesät, Thierno Mamadou Lamarana Ballo wird bei Chelsea ausgebildet.

Der Teamchef schöpft aus einem Reservoir "von rund 25 Spielern. Ich habe also nicht die Qual der Wahl." Erfolge in dieser Generation seien nur bedingt aussagekräftig. "Du kannst das nicht mit Nationalmannschaften vergleichen. Schaffen es drei bis vier ins Profigeschäft und letztendlich ins A-Team, ist das extrem gut." Die wahren Abenteuer im Fußball "beginnen zwischen 17 und 19. Dann kann man sagen, wohin die Reise führen kann. Wir befinden uns noch im Vorhof zum Paradies." Die relativ regelmäßigen Qualifikationen österreichischer Jungspunde seien aber kein Zufall. "Es wird in den Akademien gut gearbeitet." Die U21 von Werner Gregoritsch ist übrigens im Juni Teil der Endrunde in Italien.

Der 54-jährige Zsak ist seit 2005 für den ÖFB tätig, unter Dietmar Constantini war er Assistent beim A-Team, ansonsten werkte er im Nachwuchsbereich. Bereits 2015 schmückte er eine EM, ebenfalls mit einer U17 und in Bulgarien. Er, der zwischen 1986 und 1993 immerhin 49 Länderspiele bestritten hat (5 Tore) und mit der Austria dreimal Meister wurde, sieht sich auch als Pädagoge. "Allerdings bin ich kein Geschichtenerzähler. Ich kann den Burschen meine Erfahrungen weitergeben, ihnen sagen, wie man mit Druck umgeht."

Kein Kommentar zum 2:4 in Israel

Die U17 praktiziert ein 4-3-3-System, "wobei das überbewertet wird. Wahr ist, dass sich die anderen nicht unbedingt nach uns richten müssen." Das 2:4 der Ausgewachsenen in Israel hat Zsak im Fernsehen verfolgt. Er will, kann und darf das nicht kommentieren. Denn: "Ich bin glücklich beim ÖFB." Trotzdem sei in Engagement im Profibereich nicht auszuschließen. "Ich höre mir alles an, bin offen." Seine Erwartungen für die EM-Endrunde in Irland? "Wir brauchen Glück bei der Auslosung, sind krasser Außenseiter. Aber wir fahren nicht als Touristen hin." Die Qualifikation wurde übrigens alkoholfrei gefeiert. "In diesem Alter gibt es kein Bier." (Christian Hackl, 27.3.2019)