Dass die Neubesetzung des Wiener Volkstheaters keine einfache Sache werden würde, war vorhersehbar. Dass aber mitten in einem laufenden Findungsprozess die Stopptaste gedrückt wird, kommt überraschend. Der Grund: Die zuständige Findungskommission hat sich geweigert, einen Kandidaten vorzuschlagen, da das Haus am Weghuberpark chronisch unterfinanziert sei. Eine ernsthafte Neuausrichtung des Volkstheaters sei unter diesen Rahmenbedingungen zum Scheitern verurteilt.

Das weiß man zwar seit geraumer Zeit, der jetzige Schachzug eröffnet aber endlich die Möglichkeit, die Voraussetzungen, unter denen ein künstlerisches Konzept erfolgreich sein kann, substanziell zu verbessern. Eine gedankliche Neuorientierung des dahindümpelnden Hauses hatte Wiens Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler (SPÖ) bereits kurz nach Amtsantritt im vergangenen Jahr eingeleitet. Sie traf sich mit interessierten Theatergängern im Kaffeehaus und lud zu einer Reihe von Diskussionsveranstaltungen. Eine Erhöhung der Subventionen von 15 Millionen Euro wurde aber während des gesamten Findungsprozesses nie in Aussicht gestellt.

Erst durch die jetzigen Entwicklungen scheint die Aufstockung greifbar nah. Die Stadt sagte zwei zusätzliche Millionen zu – wenn der Bund noch eine drauflegt. Klappt das Manöver, dann hat die Kunst am Volkstheater wieder eine Chance. Und der Mut zum Eklat hätte sein Gutes gehabt. (Stephan Hilpold, 28.3.2019)