Infografiken aus polizeilichen Dienstanweisungen: Bernhard Pucher.

Foto: Kurt Keinath

Bernhard Pucher erzählt:
"Seit meiner Kindheit interessiert mich die kreative Arbeit, zum Polizeiberuf bin ich dann über Umwege gekommen. Das Kreative habe ich von meiner Mutter, sie hat viel und gern gezeichnet. Ich bin in Kindberg, Bezirk Mürzzuschlag, aufgewachsen. Im nahen Umfeld hat es damals keine Möglichkeiten gegeben, sich im kreativen Bereich weiterzubilden. Und ein Studium an einer Kunstuni habe ich mir nicht vorstellen können. So hat die Vernunft gesiegt, und ich habe mich für einen Beruf entschieden, der auch ein regelmäßiges Einkommen bringt.

Ausgelernter Polizist

1981 habe ich die Polizeischule in Wien abgeschlossen und begann in den Bezirksabteilungen 1. und 23. Bezirk zu arbeiten. Nach einigen Berufsjahren habe ich mir gedacht: Das kann es aber nicht gewesen sein. Meine Interessen liegen nicht nur bei der Exekutive. Der kreative Bereich hat mich nie losgelassen. Und so habe ich neben dem Beruf an der Wiener Kunstschule Freie und angewandte Malerei sowie die Ausbildung Gebrauchsgrafik – heute würde man dazu Design sagen – gemacht.

Ohne die Unterstützung meiner Frau – seit 1989 sind wir ein Paar – hätte ich meine Ausbildungen nicht in diesem Maße absolvieren können. Ihre Unterstützung war vor allem auch deshalb so wichtig, weil wir in dieser Zeit zwei Töchter großziehen konnten. Sie ist Kindergartenpädagogin, hat mein künstlerisches Talent von Beginn an unterstützt und mir auch den Rücken freigehalten.

Vier Jahre habe ich in die Ausbildungen an der Kunstschule investiert. Und so bin ich neben dem Beruf des Polizisten auch angewandter Maler und Grafiker. Und eines hat zum anderen geführt. Ich habe viele Grafikaufträge bekommen, habe Zeitschriften und Cover gestaltet. Irgendwann ist auch das Innenministerium darauf aufmerksam geworden. Das war 1997 unter Innenminister Karl Schlögl. Da bin ich in den Bereich Projektmanagement in die Sicherheitsbehörde gewechselt, eine eigene Pressearbeit gab es dafür damals dort noch nicht.

Ich war dann längere Zeit kreativer Begleiter für Projekte. 2004 wurden Polizei und Gendarmerie fusioniert, danach hat es auch den Bedarf an einem Corporate Design gegeben. Und es wurde eine gemeinsame Pressestelle eingerichtet. Zu diesem Zeitpunkt bin ich in die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit gewechselt.

Kinderpolizei

Im Laufe der Jahre war ich dann hauptverantwortlich für das Corporate Design der Sicherheitsbehörde im Innenministerium. Während dieser Zeit habe ich viele Projekte begleitet, wie beispielsweise die Kinderpolizei, auch das alte Logo vom Sportministerium ist von mir, und ich habe die Presseunterlagen und andere Medien, die man im Geschäftsbereich braucht, gestaltet. Nebenbei habe ich an der Werbeakademie den Bachelor Grafik & Design absolviert.

Vor zweieinhalb Jahren habe ich mich dann entschlossen, wieder zur Landespolizeidirektion Wien zurückzugehen. Dort habe ich im Strategiebereich die Möglichkeit bekommen, einen neuen Arbeitsbereich aufzubauen, und zwar heißt das bei uns 'visuelle Kommunikation'. Es ist eine Stelle für die Gestaltung von Infodesign. Meine Idee war es, Dienstanweisungen, die oft schwer zu verstehen und umständlich geschrieben sind, grafisch zu gestalten. Zum Jahreswechsel habe ich beispielsweise eine Infografik zu Pyrotechnik gemacht, wo auf einem Blick ersichtlich ist, was wo wann erlaubt ist und was nicht.

Leider muss ich die kreativen Aufgaben alleine erledigen. Gerade hier würde ich mir Unterstützung wünschen. Die Akzeptanz für diesen grafischen Ansatz ist aber noch sehr, sehr gering. In der Landespolizeidirektion ist die visuelle Kommunikation erst durch mich entstanden, eigentlich erst durch mein Masterstudium. 2015 habe ich an der FH Burgenland das Studium Information Medien Kommunikation begonnen.

Masterthese: Datenüberflutung

In meiner Masterthese widmete ich mich dem Thema Datenüberflutung bei der Landespolizeidirektion Wien durch Dienstanweisungen und Rechtsvorschriften. Kurz vor Studienabschluss habe ich meine Masterarbeit der Landespolizeidirektion präsentiert, und sie haben mir die Freiheit gegeben, das in Angriff zu nehmen. Teilweise waren sie unsicher, ob das eine gute Idee ist. Aber die Ergebnisse, die rauskommen, und das Feedback, das wir für diese Arbeit bekommen, ist durchaus positiv. Mittlerweile unterrichte ich auch in der Polizeigrundausbildung zum Thema visuelle Kommunikation.

Wenn die Akzeptanz größer wäre, wäre auch im Behördenbereich noch viel mehr möglich. In der Privatwirtschaft wird ja Infodesign schon lange genutzt. Im Behördenbereich ist es schwierig, eine kreative Sparte professionell aufzumachen. Das kann man an Polizeiprojekten sehen, die sich marketingmäßig nicht gut verkaufen. Aber ich bin nicht unzufrieden. Mein Job verbindet alles, was mich interessiert, und durch meine Lehrtätigkeit kommt auch ein bisschen Abwechslung rein." (ost, 30.3.2019)