Sportminister Strache hat einen rechts gut vernetzten Mitarbeiter.

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Eine "schonungslose Aufklärung der Netzwerke" forderte FPÖ-Vizekanzler und Sportminister Heinz-Christian Strache erst vor wenigen Tagen, als bekannt wurde, dass der mutmaßliche Massenmörder von Christchurch dem Chef der österreichischen Identitären, Martin Sellner, 1500 Euro auf ein privates Spendenkonto überwiesen hatte.

Strache und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zeigten sich betroffen über die Verbindungen des Attentäters nach Österreich. Wenn es um Anknüpfungspunkte zu den Identitären geht, hat Strache bekanntlich die Möglichkeit, sich in der eigenen Partei oder in Burschenschaften, in denen auch seine Parteifreunde aktiv sind, zu informieren. Aber nicht nur das, er kann sogar im eigenen Ministerium Informationen einholen.

Im Sportressort arbeitet ein junger Mann, der mehrmals im Umkreis des Führungskaders der Identitären Wiens auftauchte. Er ist dort in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit tätig. Karl-Heinz Grünsteidl, einer der Sprecher von Vizekanzler Strache, bestätigte das dem STANDARD am Freitag auf Nachfrage.

"Nie Mitglied"

Dem STANDARD liegen Fotos verschiedener Veranstaltungen vor – neben Demos auch der Kongress "Verteidiger Europas" -, bei denen der Mann mit Identitären zusammen war. Auf Facebook war er mit einschlägigen Accounts befreundet und likte auch immer wieder Postings der Identitären – so auch jenes zur Besetzung des Wiener Audimax. Während Beobachter der rechtsextremen Szene davon ausgehen, dass der Anfang Zwanzigjährige, der auch auf Bezirksebene für die FPÖ Wien aktiv ist, selbst zu den Identitären Wien gehört, relativiert man das in der Partei. "Na ja, er hat uns gesagt, dass er auf ein bis zwei Demos der Identären war – das ist aber schon ungefähr zwei Jahre her -, aber dass er nie Mitglied war" , so Grünsteidl. Ob man außer dem Mitarbeiter selbst noch andere Leute zu dessen Verbindungen befragte, verneint der Sprecher Straches: "Er hat das glaubhaft versichert."

Offenbar war seine Nähe zu Identitären jedenfalls Thema im Ministerium, Grünsteidl selbst will aber nicht mit ihm darüber gesprochen haben. "Wahrscheinlich war es der Generalsekretär (Roland Weinert, Anm.), der mit ihm das Gespräch geführt hat", sagt Grünsteidl. Wenige Stunden nach dem Telefonat des STANDARD mit Grünsteidl verschwand das Facebook-Profil des Mitarbeiters. (Colette M. Schmidt, 29.3.2019)