Deutschlands Unternehmen sehen ihr Heimatland beim Zukunftsthema Künstliche Intelligenz (KI) deutlich hinter China und den USA. In einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Verbands der Elektrotechnik (VDE) zeigten sich nur zehn Prozent der Unternehmen und sieben Prozent der Hochschulen überzeugt, dass die deutsche KI-Forschung mit den USA und China mithalten kann.

Es fehle an Geld, Infrastruktur und vor allem an Experten, so das Ergebnis. Der VDE befragte insgesamt 1.300 Mitgliedsunternehmen und Hochschulen der Elektro- und Informationstechnik. Jeweils sechs von zehn Befragten erwarten den Einsatz industrieller KI in China und in den USA bis 2025, in Deutschland sieht die Mehrheit eine spätere Umsetzung. Für 71 Prozent der Unternehmen ist der Bremsfaktor Nummer eins in Deutschland das mangelnde Wissen in KI, gefolgt vom Fachkräftemangel und gesetzlichen Hürden.

Nicht genügend Mittel für die Umsetzung

Die Hochschulen plagen ebenfalls der Fachkräftemangel (67 Prozent), mangelndes Know-how und fehlendes Budget (je 53 Prozent). 59 Prozent der Unternehmen und jede zweite Hochschule sind überzeugt, dass in Deutschland im Vergleich zu den USA und China nicht genügend Mittel für die Umsetzung revolutionärer technischer Veränderungen bereitgestellt werden.

"Das Grundproblem ist, dass sich die deutsche Industrie lange auf ihrem Status quo ausgeruht hat und damit schlichtweg in vielen Bereichen den Anschluss an die USA und China verpasst hat, die die Digitalisierung auf allen Ebenen vorantreiben", erklärte VDE-Chef Ansgar Hinz. "Wir müssen raus unserer Komfortzone." Die große Chance liege in Deutschland in der Verbindung von KI und dem Know-how in der industriellen Produktion, Automatisierung und dem Maschinenbau.

Jede vierte Maschine mit dem Internet verbunden

Die Vernetzung der Industrie ist einer anderen Studie zufolge indes auf dem Vormarsch. Inzwischen sei in Deutschland im Schnitt jede vierte Maschine mit dem Internet verbunden, ergab eine am Montag auf der Hannover-Messe veröffentlichte Umfrage des deutschen IT-Verbandes Bitkom unter 555 Industriefirmen. Damit werde die Basis gelegt für eine stärkere Anwendung der Künstlichen Intelligenz. Die Hälfte der Befragten gehe davon aus, dass das maschinelle Lernen im Kontext von Industrie 4.0. bestehende Geschäftsmodelle tiefgreifend verändern wird – beispielsweise über eine Erhöhung der Produktivität, die Vorhersage von Fehlern oder Prozessoptimierungen.

Auch auf den Arbeitsmarkt schlägt inzwischen die stärkere Digitalisierung der industriellen Produktion durch. Der Erhebung zufolge hat fast jedes fünfte Unternehmen vor, Mitarbeiter im laufenden Jahr infolge der Nutzung von Industrie 4.0 zu kündigen oder hat dies schon getan. "Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Jahren in Summe bei den Geringqualifizierten eher Arbeitsplätze verlieren als gewinnen", sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. Dies stehe in Kontrast mit dem Mangel an Fachkräften, der von den Unternehmen auch als ein Hemmnis für den Einsatz von Industrie-4.0.-Anwendungen genannt werde. Weitere seien die hohen Investitionskosten sowie die Anforderungen an den Datenschutz und die Datensicherheit. "Wir können eine KI nicht füttern, wenn wir keine Daten zur Verfügung haben", sagte Berg. (APA, 1.4. 2019)