Moskau – Die russische Justiz hat einen Zeugen Jehovas wegen "Extremismus" zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Ein Gericht in der Stadt Orjol verurteilte den 56-jährigen Sergej Skrynnikow am Montag zur Zahlung von 350.000 Rubel (4.811 Euro), teilte ein Sprecher der Glaubensgemeinschaft mit. Erst im Februar hatte dasselbe Gericht eine mehrjährige Haftstrafe gegen einen dänischen Zeugen Jehovas verhängt.

Das Oberste Gericht in Moskau hatte die Glaubensgemeinschaft im April 2017 in Russland mit der Begründung verboten, bei ihr handle es sich um eine "extremistische Organisation". Der Sprecher der Glaubensgemeinschaft, Paul Gillies, erklärte, Skrynnikow sei "ein weiteres Opfer der Kampagne der russischen Regierung gegen die friedlichen religiösen Aktivitäten der Zeugen Jehovas". Es handle sich um ein "Wiederaufleben der Repression im sowjetischen Stil".

Schadensersatzzahlungen gefordert

Die russische Regierung wirft der aus den USA stammenden evangelikalen Bewegung vor, mit aggressiven Methoden Gläubige anzuwerben. Wegen des Vorgehens der Behörden gegen die Religionsgemeinschaft wurde Russland bereits mehrfach vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg zu Schadenersatzzahlungen verurteilt.

Nach Angaben der Glaubensgemeinschaft leben 172.000 Zeugen Jehovas in Russland. Laut der Menschenrechtsorganisation Memorial sind 19 Angehörige der Gemeinschaft als "politische Gefangene" inhaftiert; Dutzende weitere würden wegen ihres Glaubens verfolgt. (APA, AFP, 1.4.2019)