Für Kinder und andere Nachwuchsradler ist das richtige Verhalten für eine sichere Fahrt auf der Straße durchaus eine Herausforderung. Dieses kann künftig – im geschützten Rahmen – auch im neueröffneten Mobilitätspark für Fahrradverkehrserziehung erlernt und trainiert werden.

ÖAMTC/APA-Fotoservice/Schedl

Michael Takacs, Leiter der Landesverkehrsabteilung Wien, rechnet damit, dass 150 bis 200 Schulklassen pro Jahr im Mobilitätspark von geschulten Beamten unterrichtet werden können.

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Der Mobilitätspark ist außerhalb der Kurszeiten auch für interessierte Eltern mit ihren Kindern während der Öffnungszeiten frei zugänglich.

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Wien – Schalten. Vorder- und Hinterbremse nicht ruckartig betätigen. Auf den Verkehr, Verkehrszeichen und Ampeln achten. Handzeichen zum Abbiegen geben und dabei das Fahrrad mit einer Hand auf dem Lenker weiterhin stabil halten. Bei Kreuzungen richtig einordnen. Wann habe ich Wartepflicht oder Vorrang?

Für Kinder und andere Nachwuchsradler ist das richtige Verhalten für eine sichere Fahrt auf der Straße inklusive aller Umwelteinflüsse durchaus eine Herausforderung. Dieses kann künftig – im geschützten Rahmen – in Wien auch im neueröffneten Mobilitätspark für Fahrradverkehrserziehung erlernt und trainiert werden. Beim ÖAMTC-Mobilitätszentrum in Wien-Erdberg, direkt neben der Tangente, steht an der Adresse Baumgasse 131 seit Dienstag ein 3.400 Quadratmeter großes Übungsareal für Kinder zur Verfügung.

Unter Aufsicht und Betreuung von Mitarbeitern der Abteilung Verkehrserziehung der Wiener Polizei werden hier ab sofort von Montag bis Freitag in der Zeit von 8 bis 15 Uhr Fahrradtrainings für Schulkinder angeboten. Ziel ist eine erfolgreiche Absolvierung der freiwilligen Radfahrprüfung. Außerhalb dieser Zeiten können Eltern bis 20 Uhr auch in Eigenregie mit ihren Sprösslingen üben. Der Mobilitätspark ist zudem auch an den Wochenenden kostenlos zugänglich.

Bahnübergang, Kreisverkehr und Ampelanlage

Trainiert wird hier etwa das richtige Verhalten vor einem kleinen Bahnübergang, im Kreisverkehr oder bei einer Ampelanlage. Auch Mischverkehrsflächen, kleine Hindernisse wie Kanalgitter und Spurrillen sowie abwechselnd weite und enge Kurven können hier befahren werden. Kinder erfahren, wie unterschiedlich das Rad auf Beton, Asphalt, Schotter, Sand und Holz reagiert. Auch das Verhalten bei unterschiedlichsten Verkehrszeichen und Bodenmarkierungen kann geübt werden, die Straßen tragen klingende Namen wie Tulpengasse, Kleeallee, Blumenhügel oder Lilienstraße.

Michael Takacs, Leiter der Landesverkehrsabteilung Wien, rechnet damit, dass 150 bis 200 Schulklassen pro Jahr im Mobilitätspark unterrichtet werden können. Interessierte Lehrer sollen sich an die Bildungsdirektion wenden, die für die Koordinierung der Verkehrserziehungseinheiten zuständig ist.

"Kinder sind aus gutem Grund vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen", sagte ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold bei der Eröffnung. Kinder könnten sich aber im Mobilitätspark im geschützten, realitätsnahen Rahmen auf die Risiken des Straßenverkehrs vorbereiten. Verkehrspsychologin Marion Seidenberger nimmt auch die Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten in die Pflicht: Diese hätten für die Verkehrssicherheit der Kinder Sorge zu tragen. "Mit einmal Verkehrserziehung ist das nicht getan." Zudem bleibe ein Restrisiko bestehen: "Der Entwicklungsprozess zur Gefahrenwahrnehmung ist erst mit 14 oder 15 Jahren abgeschlossen."

Altersgrenze auf neun Jahre gesenkt

Erwachsene im Straßenverkehr sollten jedenfalls noch mehr Vorsicht walten lassen als bisher: Seit 1. April können mit einer Gesetzesnovelle bereits Neunjährige allein auf der Straße radeln, sofern sie die vierte Schulstufe besuchen und die Radfahrprüfung erfolgreich absolviert haben. Bisher betrug die Altersgrenze zehn Jahre.

Laut Innenministerium kamen in diesem Jahr bisher vier Kinder auf Österreichs Straßen ums Leben. Zwei davon verunglückten als Fußgänger. Ein Kind wurde getötet, während es mit dem Roller fuhr, ein anderes starb als Mitfahrer in einem Pkw.

Im Vorjahr starben laut der Verkehrsstatistik des Innenministeriums drei Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr. Alle drei waren Pkw-Insassen. 2017 verloren acht Kinder im Straßenverkehr ihr Leben, 289 Kinder wurden bei Unfällen schwer verletzt.

Hauptsächlich verunglücken Kinder als Mitfahrer im Pkw (41 Prozent), als Fußgänger (24 Prozent) und als Fahrradfahrer (20 Prozent). (David Krutzler, 2.4.2019)